Vor der Kulturgeschichte: Funktionen und Dynamiken russischer Historiographie im europäischen Kontext (1750-1830)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Projekt konnte erarbeitet werden, dass die Autoren des 18. Jahrhunderts in ihren „Geschichten“ einerseits durch die Erzählstrategie ihre Kulturwelt (z.B. Adel, Akademie der Wissenschaften, Moskauer Universität) widerspiegelten, andererseits neue Wege gingen und neues Wissen produzierten, welches je nach den Fähigkeiten und Zielen der Autoren entweder in dem alten Kulturmodel (im Sinne Lotmans) blieb, oder darüber hinausging. Die Kulturgeschichte existiert in den ersten russischen Geschichtswerken alleine schon deswegen, weil sie selbst als Teil der Kulturgeschichte fungieren. Jedes Werk hatte ein Ziel, welches außerhalb der „reinen“ Wissenschaft lag, wie beispielsweise die Erziehung der Gesellschaft „zur Vaterlandsliebe“. Die Schriften des 18. bzw. beginnenden 19. Jahrhunderts bieten daher ein Einblick in Elitendiskurse, die sich einerseits eng an älteren russischen Traditionen, andererseits an europäischen Narrativen orientieren und somit ein Stück Verflechtungsgeschichte bieten, in der im Transfer deutlich wird, welche Traditionsbestände auch bei Übernahme einer spezifischen Rhetorik der Aufklärung und frühen Romantik beibehalten wurden. Als Abschluss entsteht eine Monographie, die neben einem monographischen Teil, Übersetzungen der Auszüge aus mehreren Referenzwerken vorbereitet. So gelingt eine Neuinterpretation der russischen Historiographie dieser Zeit.