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Relative Maße und die DP Grenze (DPBorder)

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387623969
 
Die Syntax-Semantik Schnittstelle betrifft die Beziehung zwischen der Struktur von Sätzen und ihrer logischen Form. Die zwei Ebenen korrespondieren eng zueinander, aber besonders die Fälle, wo sie voneinander abweichen, erlauben Einsichten in die mentalen Mechanismen, die Sätze strukturieren und interpretieren. Während die Syntax-Semantik Schnittstelle von Sätzen stark erforscht ist, untersucht dieses Projekt nominale Konstituenten (DPs). Insbesondere wichtig sind möglichen Syntax-Semantik Differenzen an der DP Grenze, wo Material syntaktisch zur DP zu gehören scheint, aber nicht semantisch. Relevante Fälle zu denen es schon etwas Literatur gibt sind gestrandete Quantoren, nicht-lokalen Lesarten von Adjektiven, Ereignisquantifikation, und Fokus-beeinflusste Quantifikation. Außerdem untersuchen wir einen kürzlich entdeckten neuen Typ von Maßkonstruktion mit relativen Maßen wie "Prozent" und "Drittel". Die relevanten Daten variieren zwischen Sprachen und sogar Dialekten des Deutschen. Um theoretische Optionen zu vergleichen müssen wir diese Variation genauer untersuchen im Kontext der Variation von Maßstrukturen und bei DP-Grenzphänomenen.Der Ausgangspunkt dieses Projekt ist eine neuartige Beziehung zwischen Morphosyntax und Semantik. Es ist bekannt, dass Maße im Deutschen sowohl den Genitiv ("100g dunkler Schokolade") als auch eine appositive Konstruktion ("100g dunkle Schokolade") erlauben. Relative Maße zeigen aber unterschiedliche Interpretationen für die zwei Kasusmuster: der Genitiv "30 Prozent der Studierenden arbeiten hier" bezeichnet den Anteil der Schokolade-Esser von allen Studierenden. Der Appositiv "30 Prozent Studierende arbeiten hier" bezeichnet dagegen den Anteil Studierender von allen Arbeitenden - eine 'nicht-konservative' Interpretation. Unsere Vorergebnisse zeigen, dass beide Interpretationen auch in anderen Sprachen ähnlich ausgedrückt werden können (z.B. Neugriechisch, Koreanisch, Tamil). Generell erfordert die nicht-konservative Lesart Fokus auf dem zweiten Nomen ("Studierende" im Beispiel).Das Hauptziel des Projekts ist die Theorie von Maßkonstruktion und der Syntax-Semantik von DP. Nicht-konservative Interpretationen stehen in Widerspruch zu dem Konservativitätsuniversal (Keenan und Stavi 1986). Eine Möglichkeit den Widerspruch aufzulösen wäre, dass die DP Grenze in Syntax und Semantik bei nicht-konservativen Lesarten voneinander abweicht. Um diese Analyse zu prüfen, müssen wir die DP Grenze allgemein untersuchen. Das Projekt stellt ein detailliertes empirisches Bild von 3 Bereichen zusammen: die Morphosyntax von Maßkonstruktionen, die semantischen Eigenschaften von Maßkonstruktionen, und Phänomene an der DP-Grenze. Untersucht werden Deutsch, Bairisch, Holländisch, Griechisch, Rumänisch, Portugiesisch, Englisch, Koreanisch, Japanisch und Hebräisch. Für andere Sprachen wird ein Fragebogen entwickelt. Wir benutzen primär Sprecher-basierte Methoden, aber auch Korpora.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Brasilien, Frankreich
 
 

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