Bestäubungsökologie von Impatiens section Trimorphopetalum (Balsaminaceae) auf Madagaskar - ein Vergleich von Arten mit und ohne Belohnung mit Nektar
Evolution und Systematik der Pflanzen und Pilze
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im September und Oktober 2017 wurden Bestäuberbeobachtungen an Impatiens rivularis EB.FISCH., WOHLH. & RAHELIVOL. auf der Halbinsel Masoala am Berg Ambohitsitondroina auf Madagaskar durchgeführt. Die zur Sektion Trimorphopetalum gehörende spornlose Art weist keinen Nektar auf, verfügt aber über einen pilzartigen Geruch. Insgesamt wurden über 35 Stunden an 9 Tagen beobachtet, wobei der Fokus auf den Morgenstunden lag (6:00 – 12:00 Uhr), wenn die Besucheraktivität und auch der Geruch am stärksten war. 11 Besucher wurden eingesammelt und fixiert, um die Bestäuberdiversität zu dokumentieren. Die Blütenmorphologie wurde anhand von Parametern wie Gesamtlänge oder Distanz zwischen unterem Sepalum und dem Antheren-Ovar-Komplex erfasst. Auch die Phänologie der Blüten sowie die Länge der männlichen und weiblichen Phase wurde erfasst. Das zentrale untere Sepalum zeigt eine rot-braune Aderung mit einer dreidimensionalen Struktur. Während die lateralen Petalen starke UV-Reflexionen zeigen, ist das Zentrum mit dem unteren Sepalum UV-absorbierend. Die Blüte produziert keinen Nektar, lockt aber die Besucher durch einen starken, pilzartigen Geruch an. Dieser Geruch war sowohl am Standort als auch im Gewächshaus morgens am stärksten mit einem Peak um 11 Uhr. Bei der Duftanalyse konnten 27 organische Komponenten nachgewiesen werden, darunter Nonanal und alpha-Caryophyllen, die auch bei anderen pilzmimetischen Täuschblumen gefunden wurden. Im Gelände konnten 82 Pflanzen-Bestäuber-Interaktionen dokumentiert werden. Der überwiegende Anteil dieser Interaktionen mit etwa 80% wurde von Vertretern der Dipteren-Familie Phoridae durchgeführt, etwa 12% von Taufliegen (Drosophilidae) und der Rest von Dolichopodiden. Pro Tag konnten etwa bis zu 5 Besuche derselben Blüte dokumentiert werden. Die Phoriden und Drosophiliden zeigten ein charakteristisches Verhalten auf den Impatiens rivularis-Blüten: Die Männchen saßen auf den Blättern und zeigten ein charakteristisches Paarwerbungsverhalten (inklusive Tanzen d.h. Bewegungen des Abdomens während des Sitzens und Flügelbewegungen wenn andere Fliegen ankamen). Wenn Weibchen ankamen, setzten diese sich oft auf die Blätter und kopulierten mit den Männchen. Manchmal flogen sie direkt in die Blüte. Während nur weibliche Phoriden die Blüten besuchten, waren bei den Drosophiliden und Dolichopodiden beide Geschlechter vertreten. Beobachtungen an nektarproduzierenden Arten der Gattung Impatiens gelangen im Gelände leider nicht. Die Beobachtungen bestätigen das Vorkommen Sapromyiophilie bei Impatiens und dokumentieren damit eine Bestäubungsart, die bei dieser Gattung bisher nicht bekannt war. Dabei sind deutliche Konvergenzen zu den nicht näher verwandten Familien Araceae, Aristolochiaceae und Orchidaceae feststellbar. Es sind weitere Untersuchungen notwendig, um zu zeigen, ob die Fliegenbestäubung der Schlüssel zur enormen Radiation der spornlosen Springkräuter auf Madagaskar ist. Publikationen zu den Projektergebnissen sind in Vorbereitung.