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Zitieren als narrative Strategie. Eine digital-hermeneutische Untersuchung von Intertextualitätsphänomenen am Beispiel des Briefcorpus des Kirchenlehrers Hieronymus.
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Barbara Feichtinger-Zimmermann; Dr. Marie Revellio
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung seit 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 382880410
Ziel des (Fortsetzungs-)Projektes ist die Erarbeitung und Etablierung eines differenzierten Klassifikationssystems zur Analyse von Zitaten und Allusionen, das Zitieren als diskursiv-narrative Strategie näher beleuchtet und ein noch tieferes Verständnis der kulturellen Hybridisierungsprozesse der christlichen Spätantike ermöglicht. Über ein umfassendes Bild der Intertextualitätsstrategie des Kirchenlehrers Hieronymus hinaus werden dabei auch verallgemeinernde methodische Aussagen über die (spät)antike Zitierpraxis angestrebt. Das Projekt ruht auf zwei gleichwertigen Säulen: einem verstärkt computerbasierten und einem kulturhistorisch-hermeneutischen Analysestrang. Konkret soll zum einen der mixed-methods-Ansatz zur computergestützten Detektion von Intertextualitätsphänomenen zu einem universell anwendbaren digital-hermeneutischen Analysemodell von Textreferenzen ausgebaut werden. Zum anderen soll anhand einer umfassenden, strukturell wie semantisch orientierten Analyse des hieronymianischen Umgangs mit antiken und biblischen Prätexten ein Gesamtbild seiner Referenztechniken erarbeitet werden.Um die computergestützten Ergebnisse mit den Befunden des höchst ertragreichen Pilotprojektes zum intertextuellen Umgang mit der Aeneis Vergils vergleichen und interpretieren zu können, werden weitere Textvergleiche mit Vergils Eklogen und Georgica, Ciceros Gesamtwerk sowie Autoren und Werken vorgenommen, von denen es bisher keinen Zitatbeleg im hieronymianischen Briefcorpus gibt. Hierzu ist die Verbesserung der digitalen Filterspezifikationen durch zusätzliche semantische Parameter nötig. Für eine noch weitergehende zeitgenössische Kontextualisierung der Intertextualitätsstrategie des Bibelexegeten und Askeselehrers werden die Analysen auf Augustinus‘ und Ambrosius‘ Briefwerk ausgeweitet. Auch die narratologische Untersuchung der hieronymianischen Zitiertechnik wird in ihrem kulturwissenschaftlichen Eigenwert fortgeführt, indem zum einen die Zitiertechnik des Hieronymus mit einem umfassenden Klassifizierungsraster in Hinblick auf Bibel- und Klassikerreferenzen systematisch untersucht wird. Zum anderen soll die semantische Referenzenanalyse zu einem vertieften Verständnis der Briefinhalte und zu innovativen (Einzel)Interpretationen der Freundschaftsbriefe innerhalb des frühen hieronymianischen Kommunikationsnetzwerkes beitragen. Für eine weiterführende Einordnung und Bewertung der Zitiergepflogenheiten der frühen Briefe wird das Untersuchungscorpus auf die Briefe späterer Phasen und mit anderen Inhaltsschwerpunkten, wie auch auf weitere Textsorten (z. B. Bibelpraefationes) aus dem Œuvre des Hieronymus ausgeweitet und einer analogen systematischen Untersuchung unterzogen.Aufgrund der sehr hohen Anzahl an zu erwartenden Zitatfunden soll methodisch auch nach adäquaten Präsentationsformen der Intertextualitätsphänomene gesucht werden, die jenseits langer Anhänge eine rezipientenfreundliche Vermittlung der Ergebnisse gewährleisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen