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Phänomenologie des Aktivseins – Grundlagen, Irreduzibilität, Typologie und Einheit

Antragsteller Dr. Christopher Erhard
Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 377574638
 
Manche Dinge tun wir, manche widerfahren uns: Für unser Selbstverständnis scheint die Vorstellung wesentlich zu sein, aktiv in den Lauf der Welt eingreifen und auf diese Weise unsere Ziele realisieren zu können. Typischerweise ist uns dabei unser eigenes Aktivsein so unmittelbar vertraut, dass wir nur selten darauf achten und es somit für etwas Selbstverständliches halten. Allerdings zeigen anhaltende Diskussionen in der Philosophie, dass keineswegs klar ist, was es genau heißt, aktiv zu sein. Zudem sind zeitgenössische Debatten in der Philosophie des Geistes und Handlungstheorie, oftmals vor dem Hintergrund eines reduktionistischen bzw. funktionalistischen Naturalismus/Materialismus, lange Zeit davon ausgegangen, dass sich die Natur einer Handlung unabhängig davon verstehen lässt, wie das Subjekt sein eigenes Aktivsein aus der Ersten-Person-Perspektive erfährt. Im Kontrast dazu hat sich dieses Projekt zum Ziel gesetzt, das aktive Erleben (mit anderen Worten: die Phänomenologie des Aktivseins) ins Zentrum der philosophischen Aufmerksamkeit zu rücken und einer systematischen Untersuchung zu unterziehen. Im Kern steht die Idee, dass aktives Erleben eine fundamentale (irreduzible) und pervasive Struktur des Bewusstseins darstellt, die in verschiedenen Ausprägungen auftritt und sich in unterschiedlichen intentionalen Weisen des „In-der-Welt-Seins“ manifestiert. Wird dieses aktive Erleben nicht ernsthaft berücksichtigt, so eine leitende Motivation des Vorhabens, laufen philosophische Konzeptionen Gefahr, die genuine Aktivität und Wirksamkeit menschlicher Subjekte aus dem Blick zu verlieren. Da eine solche Vernachlässigung der aktiven Seite des Erlebens immer auch Folgen dafür hat, wie menschliche Freiheit und moralische Verantwortung verstanden werden, stellt die Klärung und Verteidigung aktiven Erlebens eine wichtige philosophische Aufgabe dar. Das Projekt versteht sich in erster Linie als systematischer und neuartiger Beitrag zu jüngsten Debatten zur „phenomenology of agency“ und zum "enactivism", wobei diese durch Rückgriff auf methodische Handgriffe und Konzeptionen insb. aus der weitgehend unerschlossenen frühen phänomenologischen Tradition (ca. 1900-1927) bereichert werden sollen. Obschon es bereits Vorschläge gibt, spezielle Typen erlebten Aktivseins und deren konstitutive Merkmale zu charakterisieren, herrscht ein gewisser Mangel an Versuchen, diese verschiedenen Typen und Merkmale systematisch zu ordnen und die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen zu untersuchen. Hier will das geplante Projekt ansetzen, indem es in drei Schritten vorgeht: Nach einer Klärung der methodischen und begrifflichen Grundlagen einer Phänomenologie des Aktivseins wird für die Existenz- und Irreduzibilität erlebter Aktivität argumentiert, um sodann Vorschläge zur Klassifikation und Charakterisierung wesentlicher Typen des Aktivseins zu entwickeln. Schlussendlich wird die Frage aufgeworfen, inwiefern es eine „Einheit“ in der Vielfalt phänomenaler Aktivitäten gibt.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Dänemark
 
 

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