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Auswirkungen der Bindungsrepräsentation und der Qualität der Paarbindung auf mütterliche Emotionsregulation und Elternverhalten

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 37272552
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der empirische Hintergrund dieser Studie bestand in Befunden zur transgenerationalen Übertragung von Bindung, der darin eingeschlossenen Bedeutung der mütterlichen Feinfühligkeit und hauptsächlich Labor-Studien entstammenden Erkenntnissen zur Bedeutung des inneren Arbeitsmodells von Bindung für die Emotionsregulation. Vor diesem Hintergrund sollte die Bedeutung der Beziehung des Elternpaares i.S. einer Bindungsbeziehung zwischen Partnern untersucht werden. So bezogen sich die Fragestellungen und Hypothesen auf den Einfluss von Erwachsenen-Bindungsrepräsentation und Paarbindungs-Repräsentation und -Verhalten auf die internale Emotionsregulation der Mütter und auf ihre sich in den ersten sechs Monaten nach der Geburt entwickelnden Fähigkeiten zur Regulation negativer emotionaler Zustände des Kindes. Ein wesentlicher Befund dieser Studie bestand darin, dass bei Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Erwachsenen-Bindungsrepräsentation und Feinfühligkeit das unterstützende Verhalten des Vaters gegenüber der Mutter eine zentrale vermittelnde Rolle spielt. Eine sichere Bindungsrepräsentation bezüglich der Beziehung zu den Eltern in der Kindheit scheint es Frauen zu erleichtern, einen Partner zu wählen, der sich ihnen gegenüber unterstützend verhält und oder während der frühen Elternschaft ein Verhalten zu zeigen, das es dem Vater erleichtert, die Gefühle ihrer Partnerin wahrzunehmen, korrekt zu interpretieren und adäquat zu beantworten. Angemessen unterstützt zu werden erleichtert es wiederum jungen Müttern, sich ihren Kindern feinfühlig und affektregulierend zuzuwenden. Hintergrund dafür dürften zumindest zum Teil die Auswirkungen der Sicherheit in der Paar-Bindungsrepräsentation auf den Ausdruck und die Regulation von häufig als belastende Begleiterscheinungen des Mutterwerdens empfundenen Gefühlen erhöhter Angst und Traurigkeit sein. Dies gelingt Müttern mit einer sicheren Paar-Bindungsrepräsentation – die wiederum das Secure-Base-Verhalten der Partner stabil vorhersagt – deutlich besser. Bemerkenswert ist der prädiktive Wert idealisierender Aspekte in den Bindungsnarrativen für das Elternverhalten: hohe Idealisierung von Beziehungserfahrungen scheint den Müttern den Blick für die Notwendigkeit der Regulation negativer affektiver Zustände beim Kind zu verstellen. Gleichwohl spielen in den untersuchten Bindungs- und Emotions-Prozessen nicht nur negative Gefühle wie Angst und Traurigkeit eine Rolle. Vielmehr sagen hohe Diskrepanzen in der Wahrnehmung zwischen den Vätern und Müttern hinsichtlich des mütterlichen Freude-Erlebens eine geringe Feinfühligkeit vorher – auch dieser Zusammenhang vermittelt durch das unterstützende Verhalten des Vaters gegenüber der Mutter. Dies zeigt, dass es Müttern, die sich sowohl in ihren negativen Emotionen vom Partner unterstützt und reguliert als auch in ihrer Freude vom Partner wahrgenommen fühlen, am leichtesten fällt, die Signale ihres Kindes wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und angemessen und prompt darauf zu reagieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009) Bindung, Partnerschaft und Elternverhalten: Eine Längsschnittstudie zu den Auswirkungen von mütterlicher Bindungsrepräsentation und Qualität der Paarbindung auf mütterliche Emotionsregulation und Feinfühligkeit. 19. Tagung der Fachgrupe Entwicklungspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) in Hildesheim
    Behringer, J., Reiner, I. & Spangler, G.
  • (2009) Biobehavioral Approaches in the Study of Caregiving: Emerging Findings. Biennial Meeting of the Society for Research in Child Development (SRCD) in Denver, USA
    Leyh, R., Behringer, J., Reiner, I., Ast-Scheitenberger, S., Eisend, E., & Spangler, G.
  • (2009) The impact of adult and couple attachment representations and emotional experience on maternal sensitivity. International Attachment Conference (IAC) in Barcelona, Spanien
    Behringer, J., Reiner, I., Ast-Scheitenberger, S. & Spangler, G.
  • (2009). Attachment, the parental couple relationship, and parenting: Emotion regulation across the transition to parenthood. Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg
    Behringer, J.
  • (2010) Die Bindungsrepräsentationen von Vätern und Müttern und die elterliche Paarbindung als Prädiktoren mütterlicher Feinfühligkeit. 47. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) in Bremen
    Behringer, J., Kungl, M., & Spangler, G.
  • (2010) Maternal attachment representations, parental couples‘ secure base behavior and containment in mother-infant dyads. 12th World Congress of the World Association for Infant Mental Health (WAIMH) in Leipzig
    Behringer, J., Beck, N., Dennhöfer, A., Briggs, S., Reiner, I. & Spangler, G.
  • (2010) The parental couple’s attachment relationship predicts infant emotional communication and regulation: A longitudinal study. XVII. Biennial International Conference on Infant Studies (ICIS) in Baltimore, USA
    Behringer, J., Beck, N., Dennhöfer, A., Buck, C., Kungl, M., Reiner, I., Ast-Scheitenberger, S. & Spangler, G.
  • (2011) Maternal representations of past and current attachment relationships, and emotional experience across the transition to motherhood: A longitudinal study; Journal of Family Psychology, 25(2), 210-219
    Behringer, J., Reiner, I. & Spangler, G.
  • (2011) Parents‘ attachment representations of their couple relationship and emotional experience across early family transitions. Biennial Meeting of the Society for Research in Child Development (SRCD) in Montreal, Kanada
    Behringer, J., Gebhard, I., Gürtner, T., & Spangler, G.
  • (2012) Bindungsrepräsentation, Paarbindung und Elternverhalten. In G. Gloger-Tippelt (Ed.) Bindung im Erwachsenenalter, S. 319-354, Bern: Huber
    Behringer, J., Reiner, I. & Spangler, G.
 
 

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