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Lukian von Samosata in der italienischen Literatur der Frühen Neuzeit - Ein anti-paradigmatisches Paradigma.

Antragstellerin Dr. Irene Fantappiè
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 363837442
 
Ziel des Vorhabens ist es, einerseits (1) die Rezeption Lukians von Samosata in der italienischen Literatur der Frühen Neuzeit erstmalig umfassend zu untersuchen und damit neu zu interpretieren, sowie andererseits (2) einige bisher unbeachtete zentrale Aspekte der italienischen Renaissanceliteratur auf Grundlage dieser neugedeuteten Lukianrezeption ans Licht zu bringen. Ausgegangen wird von der Beobachtung, dass die bisherige Forschung zwei gegensätzliche Phasen der Wirkung Lukians auf die italienische Renaissance herausgearbeitet hat: der als 'didaktisch-moralisch' verstandene Autor des 15. Jahrhunderts und der als 'heterodox-häretisch' verstandene Autor des späten 16. Jahrhunderts. Jedoch wurde die literarisch-poetologische sowie soziokulturell-politische Signifikanz Lukians für die italienische Frühe Neuzeit auf drei Ebenen übersehen: (a) chronologisch (das frühe Cinquecento), (b) textuell (Lukian in der Volkssprache) und (c) methodologisch (Lukians Autorschaft). (1) Bezüglich der frühneuzeitlichen Lukianrezeption in Italien besteht die Arbeitshypothese darin, dass die gängige Periodisierung in zwei Phasen um eine weitere, bislang übersehene Zwischenphase erweitert werden soll. In ihrem Mittelpunkt steht ein als 'angenehm' (piacevole) und als 'nützlich' (utile) gelesener Lukian, welcher hauptsächlich von einer paradoxalen Verbindung von Gegensätzen (u.a. des Spielerischen und des Ernsten, des Anti-Normativen und des Normativen, der Geste des Lügens und der des Wahrheitssagens) charakterisiert wird. Eine solche Zwischenphase ist (a) im frühen Cinquecento zu verorten, und hängt (b) mit Lukians Textzirkulation in der Volkssprache sowie (c) mit seiner Autorschaft eng zusammen.(2) Davon Ausgang nehmend werden einige Autoren und Aspekte der italienischen Renaissanceliteratur neu gedeutet. Das Projekt konzentriert sich zum Ersten auf Pietro Aretino und zum Zweiten auf einige der sogenannten 'poligrafi' (Niccolò Franco, Antonfrancesco Doni, Ortensio Lando, Lodovico Domenichi), die in Venedig im 16. Jahrhunderts tätig sind. Es soll erforscht werden, inwiefern Lukian auf literarisch-poetologischer sowie soziokulturell-politischer Ebene eine Rolle als 'anti-paradigmatisches Paradigma' für Aretino wie auch für die poligrafi spielt. Dadurch soll einerseits Aretinos Umgang mit der Antike untersucht und somit seinen Ruf als anti-klassischer Autor in Frage gestellt werden, und andererseits die Komplexität der Hypotexte der poligrafi - welche über eine Nachahmung der lukianischen Schriften des Erasmus von Rotterdam und des Thomas Morus hinausgehen - ans Licht gebracht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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