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Spezifizierung und Anwendung des Modells des Abrufs der Prime-Reaktion zur Erklärung negativen Primings

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 36208910
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Fokus des Projekts stand das Phänomen des negativen Primings, das sich in einer verlangsamten Reaktion auf ein zuvor ignoriertes Objekt zeigt. Die Untersuchung dieses Phänomens in der akustischen Modalität kann Aufschluss über die Verarbeitung irrelevanter Geräusche und deren Auswirkungen auf nachfolgende Aufgabenbearbeitungen geben. Ein etabliertes Modell zur Erklärung negativen Primings ist das Modell des episodischen Abrufs. Danach wird die Reaktionsbeeinträchtigung auf einen Konflikt zwischen aktueller Aufgabenanforderung (»reagiere auf das Objekt«) und Gedächtnisinformation (»reagiere nicht auf das Objekt«) zurückgeführt. Daneben ist jedoch auch der Abruf der Reaktion aus der vorangegangenen Prime-Episode eine weitere Ursache für einen entstehenden Konflikt. Die von Mayr und Buchner (2006) entwickelte Aufgabe und das zugehörige multinomiale Messmodell, mit denen der Mechanismus des Abrufs der Prime- Reaktion anhand der Fehlerdaten identifiziert werden kann, wurden eingesetzt, um den Abruf der Prime-Reaktion als Prozess bei der Entstehung negativen Primings weiter zu spezifizieren und die Bedeutung episodischer Abrufprozesse an selektiven Aufmerksamkeitsprozessen zu beleuchten. Des weiteren sollten die unterschiedlichen Funktionsweisen identitäts- und lokationsbasierter selektiver Aufmerksamkeitsprozesse in der akustischen Modalität analysiert werden. Mit den Experimenten des Projekts konnte das Verständnis für die dem akustischen negativen Priming-Effekt zugrunde liegenden episodischen Gedächtnisprozesse erheblich erweitert werden. Die Beteiligung abrufbasierter inkompatibler Prime-Reaktionsinformation an der Entstehung negativen Identitätsprimings wurde unter verschiedensten experimentellen Bedingungen beobachtet. Die generelle und robuste Natur des Abrufs der Prime-Reaktion zeigte sich darin, dass das Phänomen nicht auf die Eigenheiten bestimmter Antwortmodalitäten beschränkt ist und es zudem auch unter Bedingungen auftritt, unter denen andere, dem negativen Priming-Effekt zugrundeliegenden Prozesse nicht wirken (etwa in Durchgängen ohne Probe-Interferenz). Zudem scheint der Effekt des Abrufs der Prime-Reaktion in der akustischen Modalität strategisch unbeeinflussbar zu sein. Das Auftreten des Effekts des Abrufs der Prime-Reaktion ist jedoch von der motorischen Ausführung der Prime-Reaktion abhängig, was als Valdierung seiner Interpretation als Abruf von Reaktionsinformation aufgefasst werden kann. Des weiteren zeigte sich, dass der akustische negative Priming-Effekt und der Effekt des Abrufs der Prime-Reaktion keine alterskorrelierte Reduktion erfahren. Letztere Befunde sind nicht vereinbar mit einer inhibitorischen Interpretation negativen Primings in Kombination mit den Annahmen der inhibitorischen Defizittheorie kognitiven Alterns und belegen, dass der episodische Abruf von interferierender Handlungsinformation altersinvariant ist. In einem weiteren Schwerpunkt des Projekts konnte das noch weitestgehend unerforschte Phänomen des akustischen negativen Lokationsprimings analysiert werden. In mehreren Experimenten zeigte sich im deutlichen Unterschied zur visuellen Modalität, dass es zu keiner generellen Reaktionsbeeinträchtigung kommt, wenn ein Geräusch an einer zuvor ignorierten Position lokalisiert werden muss. Stattdessen sind Reaktionen nur dann verlangsamt, wenn an der zuvor ignorierten Position ein anderes Geräusch erscheint, was mit der Theorie der Merkmalsdiskrepanz vereinbar ist. Ein potentielles hirnphysiologisches Korrelat dieser Merkmalsdiskrepanz konnte identifiziert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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