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Kommunikative Komplexität bei Primaten: Sozialität und multimodale Kommunikation bei zwei Lemurenarten

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Claudia Fichtel; Professor Dr. Peter M. Kappeler
Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 354824692
 
Tiere haben nicht nur eine erstaunliche Variabilität in der Art und Weise, wie sie signalisieren aber auch in der Anzahl von Signalen, die sie produzieren. Neuere Untersuchungen erklären die Variabilität in Signalen, sowohl konzeptuell als auch empirisch, durch soziale Komplexität. Arten, die in sozial komplexeren Gesellschaften leben, produzieren auch komplexere Signale. Wie jedoch soziale und kommunikative Komplexität quantifiziert werden kann, ist umstritten. So überzeugend Untersuchungen, die eine Zusammenhang zwischen sozialer und kommunikativer Komplexität aufzeigen, sind, wurde in den meisten Untersuchungen allerdings nur eine kommunikative Modalität untersucht. Alternative Hypothesen, wie z. B. der Einfluss ökologischer Lebensbedingen einer Art, morphologische Charakteristika oder phylogenetische Prädispositionen, die die Diversität von Signalen beeinflussen können, wurden meist nicht mitberücksichtigt. In dieser Untersuchung, vergleichen wir das kommunikative System von zwei Lemurenarten, Eulemur rufifrons und E. mongoz, die eine ähnliche Morphologie haben, in ähnlichen Habitaten, aber in unterschiedlichen Sozialsystemen leben. Eulemur rufifrons lebt in Gruppen, die aus mehreren Männchen und Weibchen bestehen und ausgesprochen tolerante Sozialebeziehung untereinander haben. E. mongoz hingegen lebt in Paaren, wobei Weibchen dominant über Männchen sind. Beide Arten kommunizieren vokal, olfaktorisch als auch mittels visueller Signale. In dieser Untersuchung vergleichen wir das kommunikative System unter Berücksichtigung vokaler, olfaktorischer, visueller aber auch multimodaler Signale, wobei unterschiedliche Maße von sozialer und kommunikativer Komplexität berücksichtigt werden. Soziale Komplexität wird durch verschiedene Variablen, die soziale Beziehungen zwischen Arten aber auch innerhalb verschiedener Gruppen einer Art charakterisieren, gemessen und in Bezug zu der Variabilität des jeweiligen kommunikativen Systems der Art gesetzt. Zudem erweitern wir die soziale Komplexitätshypothese für kommunikative Komplexität indem wir die Zuhörerschaft als zusätzliche Variabilität in sozialen Kontexten als potentiellen Faktor, der Flexibilität von Signalen in der Produktion als auch im Einsatz fördern kann, in Betracht ziehen. Diese Untersuchung liefert somit einen neuen theoretischen Ansatz um den Zuhörereffekt zu untersuchen als auch entscheidende Faktoren kommunikativer Komplexität zu identifizieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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