Detailseite
Archäologische und epigraphische Erforschung der sabäischen Hauptstadt Marib (Jemen)
Antragsteller
Professor Dr. Ricardo Eichmann, seit 1/2007; Professor Dr. Norbert Nebes
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35388659
Die sabäische Hauptstadt Marib ist die größte antike Stadtanlage Südarabiens und der bedeutendste Fundplatz auf der Arabischen Halbinsel. Trotz klimatisch ungünstiger Voraussetzungen am Rande der Wüste entstand in der Oase von Marib im 12. Jh. v. Chr. eine komplexe Gesellschaft, deren ökonomische Grundlage ein hoch entwickeltes Bewässerungssystem bildete. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Prosperität und geographischen Lage war Marib der wichtigste Handelsstützpunkt an der Weihrauchstraße. Zahllose Schriftzeugnisse, eine aufwendig gestaltete Monumentalarchitektur und eine vielfältige Kunstproduktion zeugen von der herausragenden kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser altsüdarabischen Metropole.Fragen nach der Organisation und Raumgestaltung der Stadt, der Chronologie und der Ausprägung ihrer materiellen Kultur und Geschichte, den Wechselbeziehungen von Stadt und Umland sowie den überregionalen Kontakten sollen durch die archäologische und epigraphische Erforschung Maribs umfassend beantwortet werden. Der Fundplatz bietet für Südarabien die einmalige Möglichkeit, ein fundiertes chronologisches Gerüst für die Entwicklung des legendären Reiches der Königin von Saba von seiner Formierung im späten 2. Jt. v. Chr. bis zu seinem Ende im 6. Jh. n. Chr. zu erstellen.Archäologisches Teilprojekt am Deutschen Archäologischen Institut, Orient-Abteilung, Außenstelle Sanaa.Leitung: Dr. Iris GerlachGegenstand der archäologischen Forschungen der auf drei Jahre angelegten ersten Projektphase sind die Anlage eines Tiefschnittes, eine Flächengrabung, ein archäologischer und architektonischer Survey sowie geomagnetische Prospektionen im Stadtgebiet von Marib. In dem Tiefschnitt sollen bei einer geplanten Tiefe von etwa 15 m vor allem Informationen zur Stratigraphie und Chronologie Maribs gewonnen werden. Das zu erwartende Fundmaterial, welches als Grundlage für die Erstellung von Kleinfund- und Keramiktypologien dient, wird einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahren umfassen. Die als Flächengrabungen geplanten archäologischen Untersuchungen im Bereich einer künstlichen Erhebung im zentralen Stadtgebiet haben zum Ziel, größere zusammenhängende Architekturen eines bereits in den Vorarbeiten identifizierten Gebäudekomplexes freizulegen. Bei diesem handelt es sich um die größten bereits oberflächlich sichtbaren Baustrukturen Maribs, die vermutlich eines der administrativen Zentren der Stadt bildeten. Um die Gestaltung von Sakralbauten intra muros und damit die Bereiche Kult und Religion zu erforschen, steht zudem die Freilegung eines an diesen Komplex anschließenden Podiumtempels im Vordergrund der Arbeiten. Eine Rekonstruktion der Topographie und Stadtentwicklung erfolgt mit Hilfe des archäologischen und architektonischen Surveys sowie geomagnetischer Prospektionen. Ziel ist es dabei, weitere Informationen zu den Funktionen verschiedener Stadtbereiche und ihrer räumlichen Gliederung zu erhalten. Epigraphisches Teilprojekt am Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena der FSU. Leitung: Prof. Dr. Norbert Nebes Im Vordergrund der drei Jahre umfassenden ersten Projektphase steht die Sammlung und Auswertung aller bislang aus Marib bekannten altsüdarabischen Inschriften unter strukturellen und inhaltlichen Aspekten. Gegenstand dieser Arbeit sind eintausend Texte und Fragmente in sabäischer Sprache, von denen rund die Hälfte auf Votivinschriften entfällt. Die verstreut und zudem in sehr unterschiedlicher Qualität publizierten Texte sollen im Rahmen des Projektes in einheitlicher Form in Text, Übersetzung und Kurzkommentar für die Arbeit an archäologischen, historischen und kulturgeschichtlichen Fragestellungen aufbereitet werden. Die systematische Auswertung der in diesen Inschriften erwähnten Gebäudenamen leistet einen wesentlichen Beitrag zur Identifizierung archäologischer Befunde.Ziel dieser Projektphase ist eine zusammenhängende Neuedition sämtlicher aus der Stadt Marib und ihrer unmittelbaren Umgebung bekannten Texte, welche als Grundlage für die weitere epigraphische und archäologische Forschung dient. Darüber hinaus werden alle in den altsüdarabischen Inschriften auch außerhalb von Marib enthaltenen Informationen über die Sabäerhauptstadt zusammengetragen und ausgewertet, um ein möglichst umfassendes Bild der Anlage und Geschichte der Stadt aus zeitgenössischen Quellen zu erhalten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Iris Gerlach, bis 1/2007