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Adel und Archive. Zu einer Sozialgeschichte der Archive

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 351362340
 
Die Archive und das Archivieren von Informationen erfreuen sich seit einiger Zeit besonderer Aufmerksamkeit seitens der Geistes- und Kulturwissenschaften. Man wird darin einerseits einen Reflex auf aktuelle gesellschaftliche und technologische Entwicklungen sehen können, andererseits gibt es auch zahlreiche fachinterne Gründe, die eine Beschäftigung mit Phänomenen der Wissensspeicherung und Informationsverarbeitung neu ins Zentrum des Interesses rücken. Meistens bleiben diese neueren Debatten jedoch stark gegewartsbezogen, eine methodisch avancierte Aufarbeitung der Geschichte der Archive ist erst in jüngster Zeit in Gang gekommen. Das Projekt wird zur historischen Perspektivierung gegenwärtiger Archivverhältnisse einen wichtigen Beitrag leisten. Dazu verschiebt es den Fokus der Forschung in signifikanter Weise: Wo momentan überhaupt ausführlicher über die Geschichte von Archiven nachgedacht wird, stehen meistens die großen staatlichen Archive und ihre Entstehung seit dem Mittelalter im Zentrum (Palast-, Papst-, Königs- oder Gerichtsarchive). Das Projekt verfolgt jedoch die These, dass der eigentlich entscheidende Wandel, den die Systematisierung des Archivwesens seit dem Spätmittelalter unbezweifelbar darstellte, nur angemessen gedeutet werden kann, wenn neben den großen 'Leitinstitutionen' v.a. das Phänomen einer sozial wie geographisch sehr breit gestreuten Diffusion des Archivwesens thematisiert wird. Europa wurde auf eine Archivkultur verpflichtet, weil und indem eine Vielzahl von kleinen und mittleren, nicht-staatlichen Archiven entstanden.Eine wesentliche Gruppe derartiger privater Archivbildner war der europäische Adel, und um seine archivhistorische Bedeutung geht es im Projekt. In drei Teilprojekten werden die Rahmenbedingungen und Praktiken adeligen Archivierens einerseits, die Einsatzmöglichkeiten der adeligen Archive im Falle sozialer und juristischer Konflikte andererseits sowie schließlich die intrikate Verbindung von Adel, Genealogie und Archivwesen untersucht. Zu allen Bereichen gibt es von einzelnen Vorarbeiten abgesehen kaum übergreifende Forschung. Durch die Verschränkung der drei Zugriffe wird es dem Projekt erstmals möglich sein, die zentrale und prominente Rolle des Adels für den epochemachenden Aufstieg des Archivs als Institution und des Archivierens als sozialer Praxis deutlich zu machen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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