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Unbeabsichtigte Nebenwirkungen von Kriseninterventionen für die Finanzstabilität
Antragsteller
Professor Dr. Sascha Steffen
Fachliche Zuordnung
Accounting und Finance
Förderung
Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 348964002
Zielsetzung dieses Forschungsvorhabens ist die empirische Untersuchung der unbeabsichtigten Nebenwirkungen von Kriseninterventionen für die Finanzstabilität. Seit Ausbruch der globalen Finanzkrise 2007 haben Regierungen und Zentralbanken weltweit eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen zur Unterstützung des Finanzsektors implementiert. Zwar trugen die Interventionen zu einer gewissen kurzfristigen Stabilisierung der Finanzmärkte bei, die langfristigen Auswirkungen auf Anreizstrukturen und Erwartungsbildung im Finanzsektor sind jedoch noch weitgehend unklar. Das Forschungsvorhaben soll daher der Vertiefung des Verständnisses für die komplexen Implikationen von Krisenmaßnahmen für die Finanzstabilität dienen.Das europäische Krisenmanagement während der Finanz- und Staatsschuldenkrise bietet den idealen Ausgangspunkt für eine derartige Untersuchung. Grundlage der empirischen Analyse ist ein neuer und umfassender Datensatz, der alle Kriseninterventionen europäischer Regierungen und der Europäischen Zentralbank im Zeitraum 2007 bis 2013 umfasst. Das Matchen mit Portfoliopositionen ermöglicht es direkt nachzuvollziehen, wie sich Hilfsmaßnahmen auf die Entscheidungsprozesse von Finanzinstituten auswirken. Folgenden Forschungsfragen sollen untersucht werden:Erstens, zögerten fiskalisch schwache Regierungen Rekapitalisierungen für Banken bewusst heraus und schafften so zusätzliche Risiken für das Finanzsystem, da Banken mit Schuldenüberhang in der Folge hochriskante Strategien eingingen (sog. gambling-for-resurrection)? Obwohl fast alle europäischen Regierungen ihre Bankensektoren ab 2007/08 unterstützten, gab es große Unterschiede in der länderspezifischen Ausgestaltung und Höhe der Hilfen. Mithilfe von Mikrodaten soll untersucht werden, ob die etwaige Verzögerung von Unterstützungsmaßnahmen bedeutende Auswirkungen auf das Kreditvergabeverhalten von Banken hatte.Zweitens, beeinflusste das europäische Krisenmanagement die Erwartungen der Aktionäre bezüglich der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Unterstützungsmaßnahmen für systemisch relevante Institutionen? Unter Verwendung eines Asset-Pricing-Ansatzes sollen die Bedeutung von systemischer Relevanz für Vorteile in der Eigenkapitalfinanzierung herausgearbeitet werden. Insbesondere soll untersucht werden, inwieweit sich tatsächliche Interventionen, regulatorische Reformen und die Schaffung der Bankenunion in der Erwartungsbildung niederschlagen.Drittens, führten die expansive Geldpolitik und Kriseninterventionen der EZB zu einem übermäßigen Risikoverhalten in anderen Teilen des Finanzsystems? Fortwährend niedrige Zinsen reduzieren unter anderem die Reinvestitionsrenditen im Versicherungssektor. Wir untersuchen, inwieweit dies die Versicherer in ihren Anreizen beeinflusste übermäßige Risiken einzugehen. Als solches ist das Projekt ein erster Versuch der Berücksichtigung des Versicherungssektors in der Debatte um Finanzstabilität und die Gestaltung des Finanzsystems.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartner
Professor Viral V. Acharya, Ph.D.