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Nominale Klassifikation in Afrika zwischen Genus und Deklination (Deriflektion)
Antragsteller
Professor Dr. Tom Güldemann
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 338110259
Basierend auf dem grundlegenden Verständnis von Genus als nominale Klassifikation, die mit grammatischer Konkordanz einhergeht, wird das Projekt die grammatische Kategorie Genus in ihrer Beziehung zu nominaler Deklination in afrikanischen Sprachen untersuchen. Ausgangspunkt ist der seit Güldemann (2000 et al.) entwickelte Forschungsansatz, der vier analytische Kernkonzepte unterscheidet: (i) Konkordanzklasse, (ii) Genus(klasse), (iii) nominale Formklasse, und (iv) Deklinationsklasse. Auch wenn alle diese Konzepte eng miteinander verflochten sind, müssen sie hinsichtlich ihrer Beschreibung und einzelsprachlichen Analyse methodisch strikt voneinander getrennt werden. Das Projekt verknüpft zwei grundlegende Forschungsfragen, wobei die eine typologisch orientiert ist, während die andere ein historisch-vergleichendes Thema verfolgt.Ziel der typologischen Projektkomponente ist die Weiterentwicklung eines soliden einheitlichen Forschungsansatzes für Genussysteme auf der Basis der vier oben genannten analytischen Kategorien. Im Fokus der Untersuchungen stehen Sprachen, die ein Profil komplexer und/oder theoretisch interessanter Numerusmarkierung im Wechselspiel mit Genus aufweisen, insbesondere Kxa, Tuu, Kadu, Kuschitisch und Niger-Kordofanisch, was oft zu einer komplexen Interaktion und Konkurrenz zwischen formaler und semantischer Genuszuweisung führt. Dies wird auch die Grundlage für eine mögliche Typologie von Genussystemen auf kontinentaler Ebene bilden.Ziel der historisch-vergleichenden Komponente ist die Rekonstruktion von Genussystemen im Niger-Kordofanischen auf verschiedenen genealogischen Ebenen. Die Forschung in dieser Gruppe ist traditionell oft durch einen teilweise problematischen Ansatz geprägt, der, aus der Bantu-Forschung kommend, Konkordanz und formale Nominalklasse unter dem philologischen Konzept Nominalklasse zusammenfasst. Das führte bisher zu einer unvollständigen oder sogar fehlerhaften Rekonstruktion von Genussystemen in anderen Familien sowie deren teilweise irreführenden Bewertung in der typologischen Forschung. Um die Rekonstruktion früherer Sprachzustände zu verbessern, wird in diesem Teil der obige sprachübergreifende Forschungsansatz, der Genus und nominale Deklination separat behandelt und damit die Vergleichbarkeit der Daten gewährleistet, Anwendung finden. Die erste Projektphase behandelt dabei fünf geographische Niger-Kongo-Einheiten mit funktionierenden Genus- und dazugehörigen Deklinationssystemen, die eine große geographische und genealogische Breite abdecken. Es wird erwartet, dass die historisch-vergleichende Analyse unter Einbeziehung von arealer Verteilung und Sprachkontakt auch Licht in die immer noch rätselhafte Geschichte der größten Sprachfamilie auf kontinentaler und globaler Ebene werfen wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen