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Wissen aus situationsgebundenen Erfahrungen (WisiEr): Genese von subjektiv relevanten Wissensbeständen über den Partner in der kinderschutzbezogenen Zusammenarbeit

Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 332683158
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im vorliegenden Forschungsprojekt sind die unterschiedlichen Ebenen (gesetzliche Veränderungen, die alltäglichen Praktiken der unterschiedlichen Berufsgruppen im Kinderschutz) untersucht worden. Auf der Ebene der alltäglichen Praktiken der beteiligten Fachkräfte (Allgemeiner Sozialer Dienst und Kindergarten) wurde die implizite und explizite Wissensnutzung (akademisches professionelles Wissen, Erklärungs- und Alltagswissen, Analyse- und Reflexionsperspektiven), die die Zusammenarbeit der Akteure im Kinderschutz maßgeblich beeinflusst, erfasst. Die in die professionellen Wissensbestände eingelagerten relevanten Informations- und Wissenstransfers, aber auch die professionellen Wahrnehmungen und Deutungen sowie die Gewichtung der verschiedenen Wissensformen konnten herausgearbeitet werden. Bestätigt wurde durch die Auswertung der Daten (Experteninterviews) die Annahme, dass die kinderschutzzentrierten Praktiken in dem „Beziehungsdreieck“ zwischen professionellen Akteuren und den betroffenen Kindern sowie ihren Eltern (resp. Erziehenden), mit ihrem je eigenen professionellen Zugang zum Kind, situiert sind. Vor diesem Hintergrund haben die professionell Tätigen im Allgemeinen Sozialen Dienst und im Kindergarten die Wissensnutzung im Kinderschutz aus unterschiedlichen Perspektiven begründet, welche zugleich Potentiale für die Zusammenarbeit immer wieder neu eröffnen. Hinsichtlich der Verwendung und Nutzung von Wissensbeständen in der Praxis des Kinderschutzes hat sich als ein zentrales Ergebnis abgezeichnet, dass generell Parallelen zwischen den professionell Tätigen im Kinderschutz bestehen. Die Fachkräfte greifen in ihrer praktischen Tätigkeit auf Wissensbestände zurück, die aus einem Konglomerat von wissenschaftlichen, aber vor allem lebensweltlichen, organisationskulturellen und (berufs-)biographischen Aspekten bestehen. Die Rekonstruktion des beruflichen Selbstverständnisses und der relevanten Wissensbestände (aufgeschlüsselt nach Struktur, Bedeutung und Herkunft des Wissens), die für die Umsetzung der Aufgaben im Kinderschutz und der Bewältigung des beruflichen Alltags relevant sind, macht es möglich Potentiale für eine „gute Kinderschutzpraxis“ zu bestimmen. Gleichfalls konnten teils widersprüchliche professionelle Wahrnehmungen und Wissensbestände zur interprofessionellen Zusammenarbeit wie auch zu Partizipationsrechten der Kinder und ihrer Familien im Kinderschutz herausgearbeitet werden. Es wurde auf der Ebene der alltäglichen Praktiken der Fachkräfte der Frage nachgegangen, in wie fern es möglich ist Kinder und ihre Familien als „gleichberechtigte“ Partner in „gemeinsamer Verantwortung“ für das Kind in die Kinderschutzarbeit einzubinden. Die Analyse des Datenmaterials hat ergeben, dass die Repräsentation und das praktisches Alltagshandeln der Akteure im Kinderschutz je nach individuellen und strukturellen Bedingungen mehr oder weniger große Potentiale für die Durchlässigkeit bzw. Anschlussfähigkeit von Wissen und Praktiken in der Zusammenarbeit eröffnet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2017: Bildung und ungleiche Lebenswirklichkeiten in der frühen Kindheit, in: Karber, A./Müller, J./Nolte, K./Schäfer, P./Wahne, T. (Hrsg.): Zur Gerechtigkeitsfrage in sozialen (Frauen-)Berufen, Opladen (Barbara Budrich), S. 111-122
    Braches-Chyrek, R., Heinz Sünker
  • 2017: Frühe Hilfen und Gesundheitsförderung – Kinder als Akteure?! in: Fischer, J./Geene, R. (Hrsg.): Netzwerke in Frühen Hilfen und Gesundheitsförderung, Weinheim (Beltz/Juventa), S. 328-340
    Braches-Chyrek, R.
  • 2017: Frühkindliche Bildung – zur Aktualität kritischer Perspektiven,in: Braun, K.-H./Stübig, F./Stübig, H. (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Reflexion und pädagogisch-politisches Engagement: Wolfgang Klafki weiterdenken, Wiesbaden (Springer), S. 293-305
    Braches-Chyrek, R., Heinz Sünker
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-18595-4_19)
  • 2017: Widersprüche im Aufwachsen: Sozialität und Konstitutionsbedingungen von starker Subjektivität, in: Fuchs, M./Braun, T. (Hrsg.): Handbuch „Das starke Subjekt“. Schlüsselbegriffe in Theorie und Praxis, München (koepäd), S. 65-82
    Braches-Chyrek, R.
  • Handbuch frühe Kindheit, 2. Auflage, Opladen, Barbara Budrich 2020, 849 S
    Braches-Chyrek, R/Hopf, M./Röhner, R./Sünker, H. (Hrsg.)
  • Kindheit zwischen Recht und Schutz: Wissen und Praktiken von Fachkräften im Kinderschutz, Opladen, Budrich 2021, 174 S
    Braches-Chyrek, R.
  • The future of childhood studies, Opladen, Barbara Budrich 2021, 198 S
    Braches-Chyrek, R. (Hrsg.)
 
 

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