Detailseite
Die Grenzen der Gemeinsamkeit. Deutsche, Letten, Russen und Juden in Riga 1860-1914
Antragstellerin
Professorin Dr. Ulrike von Hirschhausen
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung in 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 33196251
Multiethnizität ist ein europäisches Phänomen, das gerade in letzter Zeit neue Aufmerksamkeit auf sich zieht. Diese Studie untersucht das Konfliktpotential multiethnischer Koexistenz am Beispiel Rigas. Hier lebten Deutsche, Letten, Russen und Juden, die ein reger kultureller Austausch vor allem mit dem Westen, aber auch mit den Osten Europas verband. Wie sich aus einer vormodernen, ständisch gegliederten Gesellschaft im Laufe weniger Jahrzehnte ethnische Milieus herausbildeten, die konkurrierende politische Loyalitäten und kulturelle Deutungen entwickelten, steht im Zentrum der Analyse. Gab es im Zeichen zunehmender Politisierung und Konfrontation noch Ebenen und Aktionsräume, welche die ethnischen Gruppen einten? Konnte Konfession oder Kultur, Gemeinwohl oder bloße Geselligkeit dort integrieren, wo ethnische Zugehörigkeit zunehmend polarisierte? Am Beispiel der politischen Kultur Rigas, der differenzierten Vereinslandschaft und einer zunehmend ethnisch segmentierten kulturellen Praxis wird zunächst gezeigt, wie die multiethnische Konkurrenz die städtische Gesellschaft zu mobilisieren vermochte, wie auch erklärt, warum die Zeitgenossen die Grenzen dieser Selbstorganisation zunehmend ethnisch markierten. Ob Multiethnizität notwendigerweise zu Konflikten führt oder ob sich auch friedliche Formen multiethnischen Zusammenlebens beobachten lassen, wird abschließend in einem europäischen Vergleich Rigas mit Prag und Odessa untersucht, der über das lokale Beispiel hinausreicht und auf historische Ursachen, Probleme und Chancen multiethnischer Gesellschaften in Europa verweist.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen