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Buddhismus, Medizin und Geschlecht im Japan des 10.-16. Jahrhunderts: hin zu einer transkulturellen Geschichte weiblicher Gesundheit im vormodernen Ostasien

Antragstellerin Dr. Anna Andreeva
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 329397061
 
Dieses Projekt untersucht die Wirkung buddhistischer Konzepte, Theorien und Praktiken auf die Formierung von Wissen über Körper und die Gesundheit von Frauen im mittelalterlichen Japan. Sein Ziel ist es, erstmalig eine Kulturgeschichte der Geburt zu verfassen. Die Basis dazu bilden buddhistische Manuskripte aus japanischen Tempelarchiven, die ein neues Licht auf die historischen Entwicklungen von Wissen, Medizin und Gender werfen. Das Projekt stellt die Grundlage für eine zweite Monographie und Habilitation dar und wird Primärquellen analysieren, die bislang von Historikern ostasiatischer Geschichte, die tendenziell chinesische Quellen aus der Medizin privilegieren, als unwichtig eingestuft wurden. Das vorliegende Vorhaben beabsichtigt, dieses Problem zu begradigen, indem es die japanischsprachigen Primärquellen in Verbindung zu transkulturellen Strömen buddhistischen und medizinischen Wissens aus Indien, China und Korea setzt. Letztere importierten buddhistische Manuskripte und medizinische Texte sowie Ritualtechniken, die sich auf Risikokontrolle, Divination, Langlebigkeit und das Schreiben von Talismanen fokussierten. Es wird argumentiert werden, dass diese Ströme die Sphären von medizinisch-religiösem Wissen über Frauenkörper im mittelalterlichen Japan formten. Das Projekt stellt damit klar, wie verschiedene Arten von Wissen über Heilung, materia medica, die Kalkulation von Risiken und Ritualtechniken, die sich auf die reproduktive Gesundheit von Frauen fokussierten, von japanischen buddhistischen Gelehrten-Mönchen übernommen und weiterentwickelt wurden. Ferner wird verdeutlicht, wie derlei buddhistische Expertise in historischen, politischen und wirtschaftlichen Rahmen vor 1600 in Japan verwendet wurden. Ein besonders wichtiges Anliegen dieses Projekts ist es dabei, jene Manuskripte, die in japanischen buddhistischen Tempeln esoterischer Prägung archiviert sind, zu lokalisieren, transkribieren, transliterieren und historisch zu kontextualisieren – insbesondere jene, die sich auf Shingon-, Tendai- und Zen-Lehren spezialisieren. Ihre historische Position gegenüber klassischen indischen Abhidharmic und Yogācāra-Lehren, so wie diese im vormodernen Ostasien verstanden wurden, soll primär anhand von chinesischsprachigen buddhistischen Übersetzungen analysiert werden. Im weiten Sinne hebt dieses Projekt die multiplen Strategien des Vorhersagens und Risikomanagements hervor, die von buddhistischen Mönchen zum Nutzen adliger Frauen der kaiserlichen Höfe, Elitekrieger- und Shogunfamilien und, später, Frauen unelitären Rangs entwickelt wurden. Demzufolge erläutert es die komplexen historischen, religiösen und kulturellen Faktoren, die die Konzepte von Weiblichkeit im Japan des Mittelalters und der Vormoderne definierten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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