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Handbuch und Untersuchung antiker Zauberzeichen von ihren Ursprüngen bis in das 7. Jahrhundert.

Antragstellerin Dr. Kirsten Dzwiza
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 327000581
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die geplante erstmalige Zusammenstellung, Ordnung und Deutung der Quellen zur antiken Zauberzeichenpraxis, zu denen schrifttragende Artefakte, Ritualanleitungen und literarische Texte gehören, wurde erfolgreich durchgeführt. Aufgenommen wurden rund 680 Gemmen, Papyri und Pergamente, Gold- und Silbertäfelchen, Bleitafeln, Ostraka und Instrumente. Mit der systematischen Erfassung der Quellen, der Klassifizierung der Zauberzeichen und mit den durchgeführten Untersuchungen konnte eine belastbare Grundlage für die weitere, vertiefende Erforschung antiker Zauberzeichen zur Verfügung gestellt werden, auf die fachübergreifend aufgebaut werden kann. Aus dem Projekt hervorgegangen sind einerseits eine Datenbank der Zauberzeichen sowie eine Datenbank der Zauberzeichenquellen. Andererseits befinden sich drei zusammenhängende Monographien in Arbeit: "Handbook and Analyses of Ancient Ritual Signs", "Catalogue of Ancient Ritual Signs" und "Sourcebook of Ancient Ritual Signs". Im Rahmen der Untersuchungen konnten die Kernfragestellungen umfassend beantwortet werden. Exemplarisch erwähnt werden sollen an dieser Stelle die voneinander abweichenden Funktionszuweisungen, Verwendungsweisen und zugrunde liegenden Vorstellungsräume der Zauberzeichen in griechischen, demotischen und lateinischen Kontexten einerseits sowie in koptischen Kontexten andererseits, wodurch zum Beispiel der bisher vermutete griechische Ursprung eines koptischen Ritualhandbuchs untermauert und eine potentielle Entwicklung von koptischen magischen Vorstellungen nachgezeichnet werden konnte. Nachgewiesen werden konnte auch, dass einzelne Zauberzeichen - später auch Zeichengruppen - einerseits mit einer spezifischen Funktion in Verbindung gebracht wurden, zum Beispiel Mut oder Schutz, andererseits jedoch zur Identifizierung, in Anlehnung an ihren terminus technicus χαρακτηρες ist hier auch der Begriff "Charakterisierung" passend, einer individuellen höheren Macht dienten. Zauberzeichen konnten also als abstrakte Verkörperungen von Eigenschaften und Bedürfnissen selbst wirkmächtig sein, oder als Erkennungsmerkmal eine höhere Macht bezeichnen. Bei der Verwendung und Handhabung von Zauberzeichen konnten auf diesen und weiteren Ergebnissen aufbauend unterschiedliche Denkschulen herausgearbeitet werden. Die strukturierte Untersuchung der einzelnen Quellengattungen konnte aber auch verschiedene Probleme verdeutlichen, die der weiteren Diskussion bedürfen. Dies betrifft zum Beispiel die konkrete Aufarbeitung der Gemmen in Bezug auf ihre Datierung, den Umgang mit nicht eindeutig klassifizierbaren Zauberzeichen, die notwendige, sorgfältige Reproduktion von Zauberzeichen in Erstpublikationen, die Einbindung bisher vernachlässigter antiker mystisch-religiöser Schriften wie zum Beispiel den koptischen Traktat "Vom Mysterium der Buchstaben" sowie die Zuordnung von "voces magicae", bzw. potentiellen Namen höherer Mächte. In diesem Zusammenhang besteht auch weiterer Diskussionsbedarf zur Frage der Lesbarkeit der Zeichen. Denkbare Folgeuntersuchungen auf der Grundlage der durchgeführten Arbeiten und gewonnenen Erkenntnisse umfassen beispielsweise die Ausweitung des geographischen Rahmens in den vorderasiatischen Raum, die Ausweitung des zeitlichen Rahmens bis in die Neuzeit - antike Zauberzeichen werden noch heute zum Beispiel in Osteuropa und in Ägypten verwendet - sowie die Ausweitung religionswissenschaftlicher Untersuchungen auf den Islam.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Magical Signs: An Extraordinary Phenomenon or Just Business as Usual? Analysing Decoration Patterns on Magical Gems, in: K. Endreffy, Árpád M. Nagy, Jeffrey Spier (Hrsg.), Magical Gems in their Contexts, Wiesbaden 2019, 59-84
    Kirsten Dzwiza
 
 

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