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Förderung der Ko-Existenz von Lokalbevölkerung, Raubtieren und Biodiversitätsschutz durch Begrenzung von Konflikten und Wilderei
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Waltert
Fachliche Zuordnung
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325914482
Anrainer haben oft eine negative, manchmal sogar feindliche, Haltung gegenüber Schutzgebieten in ihrer Nähe, aufgrund eingeschränkter Nutzung von Naturressourcen und wegen von Raubtieren verursachten Schäden an Nutzvieh und damit verbundenen Mensch-Wildtier-Konflikten. Infolgedessen kann sich Widerstand gegenüber dem Naturschutz etablieren und sich illegale Jagd intensivieren, sei es als Vergeltungsmaßnahme oder aber, um zum Leben notwendige Nahrung und Einkommen zu sichern.Obgleich Mensch-Wildtier-Konflikte global verbreitet sind, bleibt ihre wissenschaftliche Bearbeitung hauptsächlich beschreibend und es wurden nur wenige Anstrengungen unternommen, Konflikte zu prognostizieren oder gar die Effektivität von Maßnahmen zu ihrer Abmilderung (engl. conflict mitigation approaches CMA) zu bewerten. Uns sind keine publizierten Studien bekannt, die den ursächlichen Zusammenhang zwischen Konflikten, CMAs, lokalen Einstellungen, der Wilderei sowie deren zeitlicher und räumlicher Trends beschreiben. Doch sind solche Studien von essentieller Bedeutung, um Schlüsselfaktoren zu identifizieren und praktikable Lösungen für ein Konfliktmanagement sowie Wilderei auf sozial akzeptable und nutzbringende Weise zu findenZusammen mit meinem Team plane ich, die Effektivität von CMAs (Abwehr-Halsbänder, Schäfer und Hütehunde) zu evaluieren, und die gegenseitigen Beziehungen zwischen Wilderei, CMAs, lokalen Einstellungen und Mensch-Widltier-Konflikten zu studieren.Das Projekt soll in den kaspischen Wäldern im Nordiran durchgeführt werden. Das übergeordnete Ziel ist es, wissenschaftlich begründete, kosteneffektive und praktikable Methoden zu finden, die Mensch-Raubtier-Konflikte und Wilderei abmildern können, ohne lokalen Lebensunterhalt und Biodiversitätsschutz zu gefährden.Die Studie schließt folgende Aktivitäten auf großen (Dorfebene) und feinen (Haushalte) räumlichen Skalen ein: (1) Zeitreihenanalyse und Vergleiche von Konflikten, Einstellungen und Wilderei vor und nach Anwendung von CMAs; (2) Analyse ursächlicher Zusammenhänge durch Strukturgleichungsmodellierung (engl. structural equation modeling SEM); (3) Quantifizierung der Wilderei durch occupancy modeling und randomized response Technik; und (4) Ermittlung probabilistischer ursächlicher Beziehungen und Extrapolation von Entscheidungsprozessen mit Hilfe Bayesischer Netzwerke. Mit Hilfe dieser Ansätze werden wir ein räumlich explizites, kausales und prädiktives Model von Mensch-Wildtier-Konflikten produzieren, das es erlaubt, Entscheidungsprozesse über die künftige Anwendung von CMAs zu optimieren.Unsere bisherigen Forschungsarbeiten schließen die Modellierung von Mensch-Raubkatzen-Konflikten, Feldforschung zur Ernährung von Großkatzen (einschließlich des Nutzvieh-Anteils), und der Entwicklung und Validierung von CMAs. Alleine im Jahr 2015 haben wir vier wissenschaftliche Arbeiten zu diesen Themen publiziert (PLoS One, Basic Appl. Ecol., Anim. Conserv. und Biol. Conserv.).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen