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Vulnerabilität komplexer römischer Produktionsnetzwerke an der südhispanischen Atlantikküste

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323318298
 
Neben dem Berg- und Landbau war vor allem die maritime Wirtschaft mit ihren typischen Fischsaucen (garum) eine Ursache für die Blüte der hispanischen Provinzen Roms. Die Vulnerabilität dieses fischverarbeitenden Gewerbes sowie seiner komplexen Produktionsnetzwerke gegenüber kurz- und langfristigen Naturereignissen an der hochdynamischen Atlantikküste steht im Zentrum dieses interdisziplinären Forschungsprojektes. Die marktbeherrschende Stellung der hispanischen Fischprodukte beruhte einerseits auf dem Zusammentreffen von günstigen naturräumlichen Gegebenheiten und andererseits auf stabilen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Etablierung hochspezialisierter Produktionsnetzwerke. Zu der über den Seeweg miteinander vernetzten Wertschöpfungskette gehörten Fischerstationen, Salinen, Amphorentöpfereien. Im vorliegenden südhispanischen Datenbestand lässt sich ein signifikanter Einbruch der Produktion dieses Gewerbes in der mittleren Kaiserzeit beobachten. Dies wird als Folge eines oder mehrerer Extremereignisse oder einer Phase der Klimaverschlechterung im Untersuchungsgebiet verstanden. Auffälliger Weise lässt sich speziell an der lusitanischen Atlantikküste bald danach wieder eine deutliche Erholungsphase der Fischereiwirtschaft erkennen. Dazu waren sowohl die Produktionsanlagen als auch die Vertriebsformen umstrukturiert worden. Dennoch kam es durch das Zusammentreffen von erneuten Änderungen der naturräumlichen Rahmenbedingungen und dem Zusammenbruch der lokalen Produktions- und reichsweiten Distributionsnetzwerke gegen Ende des 5. Jh. n. Chr. zum endgültigen Kollaps des auf den Export ausgerichteten fischverarbeitenden Gewerbes in ganz Hispanien. Im vorliegenden multidisziplinären Projekt sollen exemplarisch in drei Modellregionen archäologische und geologische Archive (Produktionsanlagen, litorale Sedimente) untersucht werden, um Hinweise auf die Art dieses drastischen Wandels in der Fischsaucenproduktion zu erhalten. Im Rahmen des Vorhabens wird erstmals eine robuste Chronologie erstellt werden, um Auskunft über die Synchronizität und die Ursachen dieser Veränderungen in den Untersuchungsgebieten und den dort gelegenen Gewerbestandorten zu erhalten. Dabei wird zum einen die zeitdifferenzierte Rekonstruktion des Geländereliefs, der Paläoumwelt und der Siedlungsstrukturen angestrebt. Außerdem sind die Produktionsnetzwerke an konkreten Beispielen modellhaft zu beschreiben. Umgekehrt sollen lokale attestierte Schadensereignisse mit den Mitteln der Geoarchäologie überprüft und vergleichbar gemacht werden, um sie dann mit den historisch überlieferten Naturkatastrophen abzugleichen und ihre großräumigen Auswirkungen abzuschätzen. Die hier fokussierte maritime Wirtschaft des Römischen Reiches steht derzeit im Zentrum des altertumswissenschaftlichen Diskurses. Dies zeigen das SPP1630 Häfen das GDK1878: Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume ebenso wie die ERC-Projekte RoMP (S. Keay) und EPNet (J. Remesal).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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