Altersbilder: Über ein dynamisches Lebensspannen-Modell zu neuen Perspektiven für Forschung und Praxis
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Altersbilder beeinflussen, wie wir mit Menschen verschiedenen Alters umgehen und auch die Entscheidungen, die wir treffen, wenn wir älter werden. Sie bestimmen, wie wir uns entwickeln, welche Ziele wir uns setzen und wie wir uns um unsere Gesundheit und Vorsorge kümmern. Über die gesamte Lebensspanne sind Altersbilder ein wichtiger Motor für mentale und körperliche Gesundheit und für die Solidarität zwischen den Generationen. Das von 2016 bis 2022 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte wissenschaftliche DFG-Netzwerk “Altersbilder” unter Mitwirkung nationaler und internationaler Expert:innen hat sich mit der theoretischen Synthese und dem Schließen von Forschungslücken bezüglich der Entstehungsdynamik und Wirkweise von Altersbildern über die Lebensspanne unter einer vornehmlich psychologischen Perspektive beschäftigt. Im Rahmen von sechs Netzwerktreffen und darüber hinaus brachten die zwölf Netzwerkerinnen theoretische Konzeptionen und Ansätze voran, lieferten Systematisierungen im Rahmen von Übersichtsarbeiten und nutzten Primär- und Sekundärdaten, um empirische Forschungslücken zu schließen. Die Zwischen- und Endergebnisse wurden auf zahlreichen wissenschaftlichen nationalen und internationalen Fachtagungen und Kongressen im Rahmen von hierfür organisierten Symposien präsentiert. Im Rahmen der Strategie für Dissemination, Transfer- und Öffentlichkeitsarbeit wurde ein Youtube-Erklärvideo für Altersbilder erstellt und auf Basis eines Stakeholder-Workshops ein White Paper verfasst, das 2023 auf der Website des Netzwerks veröffentlicht und durch eine Kommunikationsstrategie begleitet wird. Der entwickelte wissenschaftliche Lebensspannenansatz für Altersbilder, eine systematische Aufarbeitung von Erhebungsmethoden in einem Review (Überblicksartikel) und zentrale empirische Befunde aus dem Netzwerk sind frei verfügbar nachzulesen in einem Sonderbeitragsband im European Journal of Ageing. Gezeigt wurde wie Altersbilder über die gesamte Lebensspanne mit Persönlichkeit, Entwicklung und Gesundheit zusammenspielen. Messinstrumente für den Selbstbericht wurden systematisiert und bewertet. Ferner belegten die Arbeiten des Netzwerks die Bedeutung und Eigenständigkeit von psychologischen Altersbildern, denn diese sind nachweislich nicht nur Ausdruck von Optimismus und guter Gesundheit. Es wurden außerdem anhand von Daten aus dem Deutschen Alterssurvey neue Befunde im dynamischen Wechselspiel von Altersbildern und Gesundheit geliefert und gezeigt, dass Altersbilder nicht nur ein wichtiger Einflussfaktor für Gesundheitsverhalten, Gesundheit, Lebensqualität und gar Langlebigkeit sind, sondern dass auch umgekehrt, kritische Gesundheitsereignisse in der Folge negativere Altersbilder nach sich ziehen. Auch hat das Netzwerk stereotype Wahrnehmungen innerhalb und zwischen den Generationen untersucht und gezeigt, dass individuelle Selbsteinschätzungen über alle Altersgruppen viel weniger negativ ausfallen als bestehende allgemeine Altersstereotype über ältere Menschen. Diese Befunde liefern wichtige Erkenntnisse auch für die praktische Anwendung, wenn es etwa um das Bekämpfen von Altersstereotypen und Altersdiskriminierung im Rahmen von beispielsweise politischer Aufklärung, Bildung und intergenerativem Austausch und Dialogformaten geht. Sechs Impulse für vielfältigere Altersbilder leiten die Netzwerkerinnen aus ihren Arbeiten ab: 1. Menschen aller Lebensalter in ihrer Vielfalt sichtbar machen, 2. Auf systemische Probleme hinweisen und Veränderungen anstoßen, 3. Teilhabe ermöglichen und eine positive Alternskultur prägen, 4. Einen breiten Dialog starten, 5. Stereotype und Ageismus klar benennen und dagegen eintreten, 6. Krankheit, Tod und Sterben enttabuisieren. Deren Erläuterung lässt sich dem White Paper entnehmen, das alsbald auf der Website des wissenschaftlichen Netzwerks veröffentlicht wird.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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How To: 6 Impulse für vielfältigere Altersbilder. White Paper. https://www.hs-furtwangen.de/fileadmin/user_upload/ze_iaf/Bilder/Projekte/altersbilder-whitepaper-web-final.pdf
Klusmann, V. et al.
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An exploration of subjective age, actual age, age awareness, and engagement in everyday behaviors. European Journal of Ageing, 17(3), 299-307.
Montepare, Joann M.
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Changes in views on aging in later adulthood: the role of cardiovascular events. European Journal of Ageing, 17(4), 457-467.
Wurm, Susanne; Wiest, Maja; Wolff, Julia K.; Beyer, Ann-Kristin & Spuling, Svenja M.
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Physical activity and subjective age across adulthood in four samples. European Journal of Ageing, 17(4), 469-476.
Stephan, Yannick; Sutin, Angelina R. & Terracciano, Antonio
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The uniqueness of subjective ageing: convergent and discriminant validity. European Journal of Ageing, 17(4), 445-455.
Spuling, Svenja M.; Klusmann, Verena; Bowen, Catherine E.; Kornadt, Anna E. & Kessler, Eva-Marie
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Views on ageing: a lifespan perspective. European Journal of Ageing, 17(4), 387-401.
Kornadt, Anna E.; Kessler, Eva-Marie; Wurm, Susanne; Bowen, Catherine E.; Gabrian, Martina & Klusmann, Verena
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Views on aging: older adults’ self-perceptions of age and of health. European Journal of Ageing, 17(4), 477-487.
Benyamini, Yael & Burns, Edith
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Young people feel wise and older people feel energetic: comparing age stereotypes and self-evaluations across adulthood. European Journal of Ageing, 17(4), 435-444.
Bowen, Catherine E.; Spuling, Svenja M.; Kornadt, Anna E. & Wiest, Maja
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Current directions in views on ageing. European Journal of Ageing, 17(4), 383-386.
Klusmann, Verena & Kornadt, Anna E.
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The assessment of views on ageing: a review of self-report measures and innovative extensions. European Journal of Ageing, 17(4), 403-433.
Klusmann, Verena; Notthoff, Nanna; Beyer, Ann-Kristin; Blawert, Anne & Gabrian, Martina