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VAS - Vor Augen Stellen. Bildliche Kommunikation jenseits der Dichotomie von Sprache und Bild
Antragstellerin
Professorin Dr. Franziska Wenzel
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322225488
Das Interesse am Bild als Teil der sinnstiftenden Kommunikation ist im Zeichen einer florierenden Bildwissenschaft seit dem iconic turn beständig gewachsen. Doch sind rigorose Postulate erkenntnistheoretischer Wenden oft zu forciert. Sprache und Bild lösen einander nicht einfach ab als Erkenntnisinstrument. Sie sind seit jeher miteinander verbunden: In der durch die antiken Rhetorik geprägten mittelalterlichen Erkenntnis- und Bedeutungsbildung ist das Bildliche im Sinne des Vorstellungsbildes Teil des Denkens. Die zentralen sprachlichen Verfahren der Bilderzeugung, die Hypotyposis und der Vergleich, zielen analog zu bildkünstlerischen Verfahren auf Anschaulichkeit und Evidenz. Man kann für die kulturgeschichtliche Phase des Mittelalters von einem weichen Medienbegriff, jenseits einer ausdifferenzierten Trennung von Sprache und Bild, sprechen: Text- und Bildproduktion sind gleichermaßen rhetorisch geprägt. Das Ziel, einen abwesenden Gegenstand sprachlich so vor Augen zu stellen, dass er gegenwärtig und lebendig erscheint, verhält sich zur rhetorikbasierten bildkünstlerischen Darstellungskonvention der Evidenzerzeugung analog. Das interdisziplinär ausgerichtete mediävistische Netzwerk setzt am historisch weichen Medienbegriff und einem rhetorikbasierten Vorgang des Bildlichen an. Die Leitidee speist sich aus dem Vorgang der auf Ähnlichkeit beruhenden intra- bzw. intermedialen Übertragung im Anschluss an aristotelische Vorstellungen. Das Netzwerk zielt im Rahmen eines Buches zur ¿Historischen Bildlichkeit¿ auf die systematische Beschreibung der Verfahren des Vor-Augen-Stellens, angereichert durch eine Reihe exemplarischer Studien. Grundsätzlich gilt: Jede Form der Evidenzerzeugung ist auch Übertragung. Es ist damit zwingend, die Verfahrensschritte des 'Hinübertragens' zwischen den starken Schlagwörtern Vergegenwärtigung/Repräsentation, Verlebendigung, Evidenz/Präsenz zu bestimmen. Die rhetorische Lehre von der evidentia liefert Hilfestellung, weil das unmittelbar Evidente ein Vergegenwärtigtes/ Verlebendigtes ist, dessen Status hinter dem vor Augen Gestellten verschwindet. Hier treffen sich sprachliche und materielle Bildlichkeit, wenn die Mittelbarkeit der Ähnlichkeitsbeziehung im Vor-Augen-Stehen invisibilisiert ist.
DFG-Verfahren
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