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Nach der Zeit: Permanenz, Rekursion, Prävention
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Reinhold Görling; Dr. Francesca Raimondi; Professor Dr. Ludger Schwarte
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Kunstgeschichte
Theater- und Medienwissenschaften
Kunstgeschichte
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 320027913
Das Forschungsprojekt geht von der These aus, dass die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit dem Begriff der Kontrollgesellschaft (Deleuze 1993) verbunden werden, zu einem tiefgreifenden Wandel der Organisation von Zeit geführt haben. Es zielt darauf ab, die Konsequenzen zu beschreiben, die sich dadurch für Wahrnehmungsprozesse, Möglichkeiten des Handelns sowie Techniken und Strategien innerhalb künstlerischer Praktiken ergeben. Die gesellschaftlichen, ökonomischen und technischen Veränderungen, die bisher nur hinsichtlich ihrer geopolitischen Implikationen untersucht worden sind, vollziehen sich wesentlich auch durch eine Umstrukturierung von zeitlichen Abläufen, bei der, so unser Ausgangspunkt, Permanenz, Rekursion und Prävention die expliziten zeitlichen Strukturprinzipien sowie die disziplinären Taktungen in den Hintergrund treten lassen. Diese Zeit nach der (an Bewegung gebundenen) Zeit hat keine spezifische (polychrone) Zeitform mehr: Alles ist permanent verfügbar, Ereignisse treten in Serien, in Rekursionen, entlang abgesicherter Bahnen auf. Die Loslösung der Zeit von Bewegung erscheint paradoxerweise als Verlust von Gegenwart (Stillstand), zugleich aber auch als deren umfassende Entgrenzung (Globalisierung). Das Forschungsprojekt setzt sich daher zum Ziel, diese neuen zeitlichen Organisationsformen in soziopolitischer, medientheoretischer und philosophischer Perspektive zu untersuchen und damit ein Instrumentarium zu gewinnen, um neuere Entwicklungen in den zeitbasierten Künsten von Film/Video, Theater/Performance Art und (Post-)Digital Art beschreibbar zu machen. Unser Forschungsprojekt zieht aus dieser Analyse drei weiter zu untersuchende Konsequenzen: 1) Was heißt es für einen Begriff der Ästhetik, wenn die Erfassensereignisse, die vom Menschen über Algorithmen organisiert werden, gar nicht mehr als Zeit erfahren werden? Muss nicht dann auch eine Ästhetik sich von ihrer anthropozentrischen Kontur lösen (Görling)? 2) Was bedeuten die Loslösung der Zeit von der Bewegung (mit ihren Phänomenen der Beschleunigung, Aufmerksamkeitmodifikation etc.) für die Prozesse der Subjektivierung, für den Begriff des Handelns und welche anderen Möglichkeiten der Subversion entstehen daraus (Raimondi)? 3) Wie verändern sich die Künste im Zeitalter medientechnischer Omnipräsenz? Inwiefern ist Zeitgenossenschaft in diesem postdigitalen Kontext als ästhetische Eigenzeit anzusehen und welche radikale Diskontinuität kann die Künste davor bewahren, als Instrument der Globalisierung zu fungieren (Schwarte)?
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