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Individuelle Erholung von kognitiven Defiziten nach Schlaganfal
Antragsteller
Professor Dr. Hans-Otto Karnath
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 318452167
Schlaganfall ist die häufigste Ursache schwerer Behinderungen, nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten entwickelten Welt. Viele Personen leiden unter chronischen Defiziten der Sprache, der Wahrnehmung, der motorischen Kontrolle oder des Gedächtnisses. Eine der ersten Fragen, die von akuten Schlaganfall-Patienten und ihren Angehörigen gestellt werden ist: 'Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich meine Beeinträchtigung vollständig zurückbildet? Wie sieht eine realistische Erholungmöglichkeit in meinem Fall aus?' Bisher gibt es keine individuelle Antwort auf diese drängende Frage. Derzeit basieren unsere Einschätzungen der langfristigen Erholung lediglich auf allgemeinen Beobachtungen: Etwa zwei Drittel der durch einen akuten Schlaganfall verursachten kognitiven Defizite bilden sich vollständig zurück; ein Drittel der Patienten erfährt eine chronische Beeinträchtigung. Ziel des Antrages ist, die Bildgebung des Gehirns so mit akuten Verhaltensmassen zu kombinieren, dass ein wichtiger Biomarker für die individuelle langfristige Prognose entsteht. Als ein erstes Beispiel für das allgemeine Prinzip konzentriert sich der vorliegende Antrag auf die Folgen eines Schlaganfalls der rechten Hemisphäre, nämlich auf Störungen der räumlichen Orientierung und der Aufmerksamkeit. Diese Defizite sind für die Bewältigung einer breiten Palette alltäglicher Aufgaben entscheidend. Auf der Grundlage unserer bisherigen Arbeit sind wir in der Lage, klare Voraussagen über die anatomischen Grundlagen dieser rechtshemisphärischen Störungen zu machen. So führt die Schädigung perisylvischer Regionen zu einer Abweichung des Blickes und der Körperhaltung sowie zu raumzentrierten Abweichungen während der aktiven Exploration der Umgebung (egozentrischer Neglect). Weiter posterior gelegene Verletzungen scheinen dagegen eher zu Abweichungen innerhalb einzelner Objekte zu führen (allozentrischer Neglect). Im Gegensatz dazu resultiert eine Verletzung der temporoparietalen Übergangsregion häufig zu Extinktion (eine Vernachlässigung von Information bei gleichzeitigem Auftreten mehrerer Objekte). Unser Ziel ist es, die erste prospektive Langzeitstudie durchzuführen, die aufbauend auf diesen Erkenntnisse darauf zielt, die langfristige Erholung individueller Patienten zu verstehen und zu prognostizieren. Wir postulieren, dass die Kombination von akuter struktureller und funktioneller Bildgebung des Gehirns, sowie eine sorgfältig gestaltete Reihe von akuten Verhaltensmaßnahmen, es uns ermöglichen wird, die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen und die für eine genaue Prognose erforderlichen Faktoren zu identifizieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Chris Rorden, Ph.D.