Detailseite
Projekt Druckansicht

SFB 1285:  Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317232170
 
Der SFB untersucht epochen- und kulturübergreifend Phänomene der Schmähung, Beschämung und Herabsetzung, die er als Fundamentaloperationen gesellschaftlicher Kommunikation versteht. Mit dem Konzept der Invektivität entwickelt er eine neue Perspektive geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung, um Voraussetzungen und Effekte herabsetzender Kommunikation kontextübergreifend beschreibbar zu machen. Damit sollen bislang verstreut betrachtete Phänomene – von der herabsetzenden Unhöflichkeit über Lästerung und Beleidigung bis hin zur Hassrede und verbaler bzw. symbolischer Gewalt – in einen gemeinsamen analytischen Horizont gestellt werden. Invektivität wird als ein kommunikativer Modus aufgefasst, in dem Konflikte performativ erzeugt, dynamisiert und transformiert werden. Ausgangspunkt sind dabei nicht die Intentionen des/der beleidigenden Menschen; vielmehr geht der SFB davon aus, dass sich Invektivität unter den Bedingungen einer komplexen Verflechtung von kommunikativen Handlungen, bedeutungszuschreibenden Reaktionen von Adressierten und Beobachter:innen, ästhetischen Verarbeitungen und diskursiven Aushandlungsprozessen realisiert. Als Störungs-, Stabilisierungs- und Dynamisierungsmoment sozialer Ordnungen formt invektive Kommunikation Gemeinschaften und prägt Gesellschaften; dabei wirkt sie zugleich destruktiv wie produktiv. Mit seinem Konzept entwickelt der SFB eine gemeinsame Begriffs- und Vergleichsheuristik, um die vielfältigen Themen und Problemstellungen seiner 15 Teilprojekte vergleichend aufeinander beziehen zu können. Auf dieser Basis erarbeitet er eine synthetisierende Theorie der Invektivität. Die exemplarischen Konstellationsanalysen in den Teilprojekten des SFB decken ein breites historisches Spektrum von der Antike bis zur Gegenwart ab. Neben der historischen Dimension sollen in der zweiten Förderphase verstärkt kulturelle Situierungen und Verflechtungen in den Blick genommen werden. Konzeptuell zielt die Erweiterung in der zweiten Förderphase zum einen auf Prozesse der Involvierung, also darauf, wie Beteiligte in ein invektives Geschehen hineingezogen und dabei als Invektierte oder Invektierende konfiguriert werden; zum anderen richtet sich das Interesse verstärkt auf die zu Strukturen verfestigten Bedingungen und Effekte von Invektivität, z. B. in Gestalt von sozialen Normen, medialen Konventionen oder epistemischen Ordnungen. Der SFB hat drei zentrale Dimensionen von Invektivität identifiziert, an denen sich diese Prozesse der Involvierung und Strukturbildung besonders gut nachvollziehen lassen und die deshalb als Querschnittsthemen für die zweite Förderphase dienen sollen: (1) Normativität/Moral, (2) Narrativität/Erzählungen und (3) Affektivität/Emotionen. Weiterhin soll das Konzept in der kommenden Phase über eine Auseinandersetzung mit dessen Grenzen geschärft werden. Zu diesem Zweck nimmt der SFB die drei Komplexe Kritik, Humor und Gewalt in den Blick.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche

Abgeschlossene Projekte

Antragstellende Institution Technische Universität Dresden
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung