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Eine Sozialgeschichte des Kaffeekonsums in Indien, 19.-20. Jahrhundert Vorgeschlagener neuer Titel: Trinken Sie ihn verdammt noch einmal so wie wir es wollen: Die Politik des Kaffeekonsums in Indien seit dem 19. Jahrhundert
Antragstellerin
Bhaswati Bhattacharya, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 316688479
Das Vorhaben verfolgt mit der Erforschung der Entwicklung von Kaffee als Ware sowie des Kaffeekonsum im indischen Binnenmarkt ein Thema, das bisher nicht systematisch untersucht wurde. Es ist kaum bekannt, dass Kaffee in Indien eine längere Geschichte als Tee hat, der heute trotzdem als das Nationalgetränk Indiens gilt. Ziel des Projekts ist es, die Langzeitgeschichte des Kaffeekonsums seit der Einführung seiner Massen-produktion in den 1830er Jahre zu rekonstruieren, um zu verstehen, wo Kaffee in der Hierarchie heißer Erfrischungsgetränke angesiedelt ist, welche Veränderungen in seiner Bedeutung zu verzeichnen sind, welche Bevölkerungsgruppen Kaffee getrunken haben und aus welchen Gründen, im Sinne einer Politik des Konsums, Kaffee als Getränk gewählt wurde. Dem Forschungsvorhaben liegt die Hypothese zugrunde, dass Kaffee als Exportgut ursprünglich für den Weltmarkt produziert wurde und der Binnenmarkt erstmals nach der Weltwirtschaftskrise 1929 ins Visier geriet. Nach dem 2. Weltkrieg, als sich neue Märkte für indischen Kaffee öffneten, geriet der Binnenmarkt wieder in den Hintergrund, bis schließlich die Ketten globaler Konzerne den indischen Markt entdeckten. Eine Besonderheit dieses Marktes besteht darin, dass die Kaffeekonzerne in den 1930er wie den 1990ern vor allem auf die urbane anglisierte/globalisierte Mittelklasse setzten. Wenn heute gesagt wird, dass sich Indien fest im Griff einer Kaffekultur befindet, liegt der Schwerpunkt nach wie vor auf dem Konsum von Kaffee im öffentlichen Raum. Als Quellen werden für die Untersuchung die offiziellen Unterlagen und Dokumente der Kaffeeindustrie sowie der Kaffeeproduzenten aus kolonialer und postkolonialer Zeit, Werbeanzeigen in Medien sowie Literatur in regionalen Sprachen herangezogen. Darüber hinaus wird ethnologische Forschung unter lokalen Akteuren im Kaffeemarkt sowie urbanen Konsumenten durchgeführt. Da im Projekt gleichermaßen die Rolle des Staates und der Kaffeeindustrie als auch die Akteure im Feld von Angebot und Nachfrage fokussiert werden, wird das Forschungsvorhaben zu dem relativ neuen Gebiet der Konsumgeschichte Südasiens und dabei nicht nur zum speziellen Thema des Kaffeekonsums, sondern auch zum allgemeinen soziologischen Diskurs über Konsum und Konsumenten einen Beitrag leisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen