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Konkurrenz der Disziplinen. Die Aushandlung von Deutungshoheit zwischen Bio- und Sozialwissenschaften, ca. 1970-1990
Antragstellerin
Professorin Dr. Kärin Nickelsen
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 316166947
Im Zentrum des Projekts steht die Debatte um die Soziobiologie, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts prominent in Wissenschaft und Öffentlichkeit ausgetragen wurde; es versteht sich dabei als Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte, in zweiter Linie zur Zeitgeschichte v.a. der USA. Innerhalb des Köln/Münchner Verbunds "Konkurrenzkulturen" verstärkt es den Standort München um ein wissenschaftsbezogenes Vorhaben. In dem Projekt wird die Soziobiologiedebatte als Beispiel für Konkurrenzkulturen in der Wissenschaft analysiert. Konkret ging es in dieser Debatte um die Deutungshoheit über menschliches Sozialverhalten. Der Anspruch der Sozialwissenschaften auf diesem Gebiet wurde 1975 von E.O. Wilsons Monographie "Sociobiology. A New Synthesis" herausgefordert. "Sociobiology" wurde als Abwertung der Sozialwissenschaften gegenüber der Evolutionsbiologie verstanden, indem die biologischen Ursachen menschlichen Verhaltens als primär und deutlich wichtiger dargestellt wurden als die "sozialen" Ursachen, mit denen sich Soziologie, Anthropologie oder Psychologie beschäftigten. Dies führte zu einer scharfen Debatte zwischen verschiedenen Disziplinen, die sich zu einem Konkurrenzkampf um die Gunst der öffentlichen Meinung entwickelte. Das Projekt wird herausarbeiten, welche Strategien wissenschaftlichen Konkurrenzverhaltens hierbei zum Tragen kamen und welchem Wandel sie unterlagen. Dynamiken des boundary work sind dabei ebenso im Blick wie die komplexe Wechselbeziehung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit im späten 20. Jahrhundert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Margit Szöllösi-Janze; Professor Dr. Tobias Werron