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Intrakortikale Verarbeitung und psychophysische Detektierbarkeit elektrisch evozierter Einzelzell-Aktivität

Fachliche Zuordnung Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315227418
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die grundlegende Fragestellung dieses Projekts bezieht sich auf die Bedeutung eines einzelnen Neurons für die gesamte Verarbeitungsleistung seines kortikalen Moduls. Nach einer weit verbreiteten Auffassung repräsentieren einzelne Neurone Informationen nur unzuverlässig, und daher sollte ihr Einfluss auf kortikale Signalprozessierung nur sehr gering ausfallen. Hingegen haben einige bahnbrechende Studien der letzten 10-15 Jahre gezeigt, dass die elektrische Aktivierung einer einzelnen kortikalen Zelle – unter bestimmten Bedingungen – Bewegungen und Empfindungen hervorrufen und auch einen signifikanten Einfluss auf die globale Netzwerkaktivität ausüben kann. Es ist allerdings unklar, wie diese Effekte einer einzelnen Zelle auf das Netzwerk zustande kommen könnten. In diesem Projekt sollte dieser Frage nachgegangen werden. Hierzu wurde ein Versuchsaufbau entwickelt, der die elektrische Reizung einer einzelnen Zelle bei gleichzeitiger elektrophysiologischer Registrierung der lokalen Netzwerkaktivität mittels Multi-Elektroden-Anordnungen (MEAs) erlaubt. Der Versuchsaufbau erlaubt ferner, die stimulierten Einzelzellen post mortem mittels histologischer Analyse morphologisch zu klassifizieren und einer kortikalen Schicht zuzuordnen. Es gelang, die Effekte der Einzelzellstimulation über Hunderte von Trials auf bis zu 70 Netzwerk-Units gleichzeitig über alle kortikalen Schichten zu beobachten. Es wurden weiterhin verschiedene Reizparameter verwendet. Neben der klassischen dauerhaften Reizung mit einem Rechteckimpuls über 200 ms, wie in früheren Studien verwendet, kam in einem Folgeexperiment die sog. Kurzpuls- Stimulation zum Einsatz, mittels derer einzelnen Nervenzelle bestimmte, frei wählbare Aktivitätsmuster aufgezwungen werden können. Dieses Verfahren erlaubt somit eine Abschätzung des Netzwerkeffekts verschiedener Feuermuster (die sich bspw. hinsichtlich der Zahl der gefeuerten Aktionspotenziale ihrer Frequenz und ihrer Regelmäßigkeit unterscheiden). Erste Ergebnisse deuten überraschenderweise darauf hin, dass die elektrische Aktivierung einer einzelnen kortikalen Zelle im Mittel eher eine Reduktion denn eine Erhöhung der Gesamtaktivität bewirkt. Das Ausmaß der Beeinflussung sowie ihr zeitlicher Verlauf hängen hierbei von unterschiedlichen Parametern ab, beispielsweise von der (vertikalen, d.h. orthogonal zur Kortexoberfläche laufenden) Distanz der beobachteten Zellen zur stimulierten Zelle, sowie der Kopplung der stimulierten Zelle mit den beobachteten Netzwerk-Units. In einem begleitenden psychophysischen Detektionsexperiment mit paralleler Registrierung der neuronalen Netzwerkaktivität zeigte sich u.a., dass v.a. inhibitorische Zellen eine hohe neurometrische Sensitivität aufweisen. Dies passt zu früheren Studien zur Einzelzellstimulation, in denen größere Effekte bei Reizung von Interneuronen verglichen mit exzitatorischen Neuronen beobachtet wurden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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