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Untersuchungen zum Frühneolithikum in der Südlevante. Mushash 163: Ein Fundort des späten PPNA / frühen PPNB in der westlichen Badia /Jordanien

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315210033
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der frühneolithische Fundplatz Mushash 163 gehört zu den sehr wenigen Fundplätzen in Jordanien, die sowohl aufgrund der Lithiktypologie als auch der bisher vorliegenden 14C-Daten in den Zeitraum des späten Pre-Pottery Neolithic A (PPNA) und des frühen Pre-Pottery Neolithic B (EPPNB) datiert werden können. Geschoss-Spitzen des Khiam- und Helwan-Typs sowie Radiokarbondaten zwischen 8800 und 8400 calBC belegen die Entstehung und Nutzung eines kleinen, jedoch hinsichtlich Gebäudeanzahl und –form relativ komplexen Siedlungsplatzes in einem Zeitraum, dem gemeinhin eine Schlüsselstellung am Übergang von wildbeuterisch-aneignenden zu produzierenden Wirtschaftsformen zugesprochen wird. Mushash 163 steht hinsichtlich der ökonomischen Grundlagen und Subsistenzwirtschaft noch ganz in der Tradition spätepipaläolithischer und früh-PPNA-zeitlicher Siedlungsplätze. Die bisherigen Ergebnisse belegen indirekt, dass die heute als ökologische Marginalzone geltende Region der nordwestlichen Badia im Frühneolithikum ein attraktives Nutzungs- und Siedlungsgebiet mit offenbar ausreichenden Flora- und Faunaressourcen für einen längeren oder sogar permanenten Aufenthalt bildete. Allerdings lässt sich nicht definitiv entscheiden, ob die Siedlung temporär oder dauerhaft genutzt wurde. Der vergleichsweise hohe Aufwand, der für die Errichtung der Behausungen notwendig war (Ausheben von Fundamentgruben, Sammeln und teilweise Bearbeitung von Steinen, Errichtung von Mauern und Abdeckungen) sowie die recht hohe Anzahl von Gebäuden können sowohl als Indikatoren sowohl für einen längerfristigen bzw. permanenten oder auch für wiederholte temporäre Aufenthalte gedeutet werden. Mit den Arbeiten in Mushash 163 konnte hinsichtlich der Besiedlungsgeschichte zum einen eine geographische Lücke zwischen nordöstlicher Badia und westlichem Fruchtland geschlossen werden, da der Fundplatz zwischen der gegenwärtig intensiv erforschten, ca. 80 km östlich beginnenden Basaltwüste (harra) und der etwa 60 km westlich gelegenen ökologischen Optimalzone des Jordangrabens und seiner angrenzenden Gebiete liegt. Zum anderen konnte durch eine Reihe von übereinstimmenden 14C-Daten auch eine zeitliche Lücke geschlossen werden und die Informationen aus dem einzigen bisher bekannten EPPNB-Fundplatz der Region, dem etwa 40 km südlich von Mushash 163 gelegenen Siedlungsplatz Wadi Jilat 7, ergänzt werden. Dieser wurde ausschließlich durch die Lithiktypologie definiert, da die drei dort ermittelten 14C-Daten in das mittlere PPNB (MPPNB) weisen und nicht mit den typologischen Befunden korreliert werden können. Weitere, abschließende Arbeiten in Mushash 163 zur Ermittlung der Besiedlungsstruktur wären aufgrund der akuten Gefährdung des Fundplatzes wünschenswert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • The Chipped Stone Industry of Mushash 163 - A PPNA/EPPNB Site in the Badia/North-Eastern Jordan. 8th International Conference on PPN Chipped and Ground Stone Industries of the Near East, Nicosia, November 23rd-27th 2016
    Rokitta-Krumnow, D.
  • 2017. Mushash 163, Jordanien. Die Grabungskampagnen 2015/2016 / Die lithischen Kleinfunde, DAI e-Forschungsberichte 1/17, 97-104
    Bartl, K.; Rokitta-Krumnow, D.
  • Mushash 163, Jordanien. Die Grabungskampagnen 2017, DAI e-Forschungsberichte 2/17,140-145
    Bartl, K.
 
 

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