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Text/Bild-Konkurrenzen: lllustrationen in Journaltext(ur)en
Antragsteller
Privatdozent Dr. Andreas Beck
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262766954
Als Beitrag zu einer Mediengeschichte der international vernetzten illustrierten Literatur des 19. Jahrhunderts untersucht das Teilprojekt deutsche, französische und englische illustrierte Journale und Bücher daraufhin, inwieweit die Textbebilderung durch den Holzstich (Xylographie) medienformatspezifische Illustrationspraktiken nach sich zieht. Arbeitshypothese ist, dass druckgraphische Entwicklungen im Zusammenspiel mit satz- und drucktechnischen Bedingungen bis ca. 1850 nicht nur quantitativ die Textillustration revolutionieren, sondern auch zu qualitativ ungekannten, gerade auch journalspezifischen Text/Bild-Beziehungen führen. Die Verfei¬nerung der zusammen mit dem Schriftsatz druckbaren Xylographie, verbesserte Klischees von Holzstichdruckstöcken und die Etablierung des 'alternierenden Satzes' (des Abwechselns illustrierter und bildfreier Doppelseiten) im illustrierten Journal bringen, so die Annahme, ambivalente Neuerungen im Verhältnis von Illustration und Text hervor.Einerseits gilt das Augenmerk einer intensivierten Kooperation von Bild und Text: Indem mit der Xylographie die Kopräsenz von Bild und Text auf einer Druck(doppel)seite gängig wird, steht die Annäherung beider etwa durch die Herausbildung ikonisch-mimetischer Schriftbildlichkeit zur Debatte. Und da Bildklischees es nun ermöglichen, die Elemente vorhandener illustrierter Texte ordnungsstiftend zu rearrangieren, wird das systematisch Bilder importierende illustrierte Journal zum Ort stimmiger multimodaler Textgebäude. Dieses Moment der Kohärenzstiftung kommt gerade im Vergleich mit dem illustrierten Buch zur Geltung, das in seinem Erscheinen als Lieferungswerk demgegenüber fragmentartig wirkt. Andererseits untersucht das Teilprojekt, wie jene Entwicklungen eine Lockerung des Text/Bild-Verbunds im illustrierten Text begünstigen. Besagte Neuerungen fördern nämlich nicht nur den inneren Zusammenhalt illustrierter Texte, sondern führen, gegenläufig hierzu, auch zu inkohärenten 'Texturen', die Bild und Text als den heterogenen Stoff ausstellen, aus dem sie gemacht sind: Die Klischeefähigkeit der Xylographie sowie die teils strikte Handhabung des alternierenden Satzes tragen zur Herauslösung von Holzstichen aus illustrierten Texten bei; dadurch fördern sie die Verselbständigung 'eigentlich' subordinierter Bilder, bis hin zur Umkehrung der vormaligen Text/Bild-Hierarchie in heterogenen Bild/Text-Präsentationen illustrierter Journale.Das Teilprojekt spürt somit dem neuen Neben-, In-, Mit- und Gegeneinander von Text und Bild nach, das sich mit der Durchsetzung xylographischer Illustrationen in Buch und Journal einstellt. Mit einem Wort, das den Überlagerungen jener Momente Rechnung trägt: untersucht werden 'Konkurrenzen' von Text und Bild, womit der Wettstreit beider ebenso gemeint ist wie, der Etymologie folgend, Formen der Juxtaposition oder multimodaler Kooperation.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen