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Die Ratschlagsnutzung in Gruppen

Antragsteller Professor Dr. Stefan Schulz-Hardt, seit 4/2022
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 314153918
 
Gruppen nutzen bei der Urteilsbildung Ratschläge einer Einzelperson weniger stark als Individuen dies tun. Um dieses Verhalten besser zu verstehen, haben wir in der ersten Förderperiode ein Modell entwickelt, das die Ratschlagsnutzung in Abhängigkeit der Gruppengröße punktgenau vorhersagt, sofern bekannt ist, wie Individuen den gleichen Ratschlag nutzen. Das Modell geht davon aus, dass Gruppen ein gutes Verständnis davon haben, wie der Wert eines unabhängigen Ratschlags mit der Gruppengröße abnimmt, wenn man unterstellt, dass die Gruppenmitglieder ihrerseits jeweils ihre unabhängige Meinung in die Diskussion eines Sachverhalts einbringen. Zwar ist die Annahme unabhängiger Einzelmeinungen innerhalb von Gruppen nicht immer haltbar; unser Modell geht jedoch davon aus, dass Gruppen etwaige Abhängigkeiten nicht erkennen, sondern sich immer so verhalten als gälte Unabhängigkeit der Mitglieder. Schließlich geht das Modell davon aus, dass sich die für Individuen typische Beratungsresistenz in Gruppen unverändert fortschreibt. Mit diesem einfachen Modell gelang es uns, die Ratschlagsnutzung für Gruppen verschiedener Größen akkurat vorherzusagen, wenn sich die Mitglieder dieser Gruppen vor der Gruppendiskussion zunächst unabhängige Einzelurteile bildeten (unabhängige Gruppen). Ohne derartige Individualurteile (abhängige Gruppen) unterschätzte unser Modell jedoch die Ratschlagsnutzung der Gruppen. Im ersten Teil des Fortsetzungsantrags wollen wir eine Erklärung für die unterschiedliche Passung unseres Modells bei abhängigen und unabhängigen Gruppen testen. Diese Erklärung besagt, dass die Ratschlagsnutzung von Gruppen sich danach richtet, wie viele Mitglieder sich tatsächlich an der Diskussion beteiligen (funktionale Gruppengröße) und nicht nach der bloßen Anzahl der Gruppenmitglieder (tatsächliche Gruppengröße). Entsprechend wollen wir überprüfen, ob unser Modell kontextunabhängig die Ratschlagsnutzung in Gruppen vorhersagen kann, wenn wir die Vorhersagen auf Basis der funktionalen Gruppengröße berechnen. Bisher haben wir nur Situationen untersucht, in denen die Ratschläge von einer Einzelperson stammen. Allerdings kommt es in der Realität auch oft vor, dass in einen Ratschlag die Meinungen mehrerer Personen eingeflossen sind, entweder durch Aggregation unabhängiger Meinungen (wie zum Beispiel bei online-Bewertungen von Produkten) oder aber durch Diskussionen innerhalb von Gruppen (zum Beispiel, wenn ein Expert*innengremium eine Empfehlung ausspricht). Im zweiten Teil des Antrags wollen wir unser Modell daher um Situationen erweitern, in denen Gruppen einen Ratschlag von mehreren Personen erhalten. Konkret wollen wir für beide Arten von Ratschlägen prüfen, inwiefern eine Erweiterung unseres Modells akkurat vorhersagen kann, wie stark Gruppen (und Individuen) Ratschläge nutzen, in die die Meinungen mehrerer Personen eingeflossen sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Thomas Schultze-Gerlach, bis 4/2022
 
 

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