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Werkstoffwissen in den Technikwissenschaften und in der technischen Praxis im 20. Jahrhundert
Antragsteller
Dr. Günther Luxbacher
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 312081329
Das im Rahmen der Forschergruppe Wissensdynamik in den Technikwissenschaften auszuarbeitende Teilprojekt befasst sich mit der Frage der Geschichte von Materialwissenschaft und Werkstofftechnik. Festkörper, Materialien und Stoffe wurden bislang vor allem unter physik- und chemiegeschichtlichen Aspekten untersucht. Dabei war die Nutzung neuer leistungsfähiger Werkstoffe stets ein zentrales Element technologischer Innovation. Allerdings wurde die historische Erforschung der Entwicklung von Werkstoffen und deren Auswahl im Rahmen von Prozessen der Konstruktion und Produktentstehung vernachlässigt. In einem jahrzehntelangen emanzipativen Verlauf wandelten sich die Werkstofftechnik und die Lehre von der Werkstoffauswahl im Untersuchungszeitraum von einem wenig strukturierten Konglomerat wissenschaftlicher Disziplinen zu einem integralen Bestandteil des modernen Konstruktionsprozesses. Dies zeigen etwa die weltweit anerkannten Publikationen zu systematischen Auswahlprozessen von Werkstoffen, wie sie etwa der englische Technologe Michael Ashby in den 1990er Jahren vorstellte.Das Teilprojekt hat mehrere Ziele. Erstens beschreibt und analysiert es den genannten Verlauf in seinen Grundzügen als Disziplingenese. Dabei sollen die jeweiligen disziplinären Leitbilder, Institutionen, Personen und Diskurse beispielhaft dargestellt werden. Zweitens wird untersucht, auf welche Art und Weise die dabei erarbeiteten Wissensbestandteile zustande kamen und in welchen dynamischen transdisziplinären Prozessen diese der technischen Praxis nutzbar gemacht wurden. Drittens wird herausgearbeitet, ob und, wenn ja, wie sich der dabei entstandene Erfahrungsschatz in Konstruktionsleitfäden und in technikwissenschaftlichen Modellen niederschlug.Die Untersuchung bezieht sich auf einen langen Zeitraum, auf unterschiedliche Werkstoffe. Sie kann auf vergleichbare umfassende Studien nicht zurückgreifen. Die Einbettung in eine Forschergruppe bietet aber die einmalige Möglichkeit, die Ergebnisse umfassender historischer Quellenstudien mit dem Expertenwissen aus Konstruktionslehre, Wissenschafts- und Technikmanagement sowie Technikphilosophie zu konfrontieren. Dies geschieht in Form von durch den Autor bereits in einer vorangegangenen Arbeit (Habilitation) herausgearbeiteten repräsentativen Zeitschnitten vor allem mit jenen drei benachbarten Teilprojekten, die ebenfalls werkstofftechnische Fragestellungen verfolgen. Für den Zeitraum 1900 bis 1930 wird dafür das Forschungsfeld Materialprüfung und Bruchmechanik mit dem TP 6 (Fleck) herangezogen, für den Zeitabschnitt 1920 bis 1950 das Beispiel des damals zentralen Leichtbauparadigmas mit dem TP 4 (Meyer) und für die Periode ab ca. 1960 die Ausarbeitung systematischer Werkstoffauswahlverfahren mit dem TP 3 (Hoelzle/Kratzer). Die Hauptergebnisse bestehen in interdisziplinären Aufsätzen in reviewed journals und in einer technikhistorischen Monografie.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen