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Experimentelle Ermittlung der Segelleistung von einem Nachbau eines Hanseschiffes des ausgehenden 15. Jahrhundert. Dabei geht es insbesondere darum die Eigenschaften des Schiffes beim Aufkreuzen gegen den Wind zu untersuchen

Antragsteller Professor Dr.-Ing. Eike Lehmann (†)
Fachliche Zuordnung Strömungsmechanik
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 29896898
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Segeleigenschaften der mittelalterlichen Koggen sind durch umfangreiche Untersuchungen, gefördert durch die DFG, hinreichend geklärt worden. Die Weiterentwicklung des hansischen Schiffbaus hat am Ende des 15. Jahrhunderts zu größeren dreimastigen Schiffen, den sog. Kraweelen geführt. Ein Nachbau eines solchen Schiffes, die Lisa von Lübeck“ der Gesellschaft Weltkulturgut Hansestadt Lübeck, gebaut in Lübeck in den Jahren 2001 bis 2005, stand für vergleichende Segelversuche zur Verfügung. Das Projekt sollte den möglicherweise erreichten segeltechnischen Fortschritt dieses Schiffstyps gegenüber den Koggen belegen. Zunächst ist festzuhalten, dass das der wesentliche Vortrieb bei dem Kraweel, wie bei den Koggen, nach wie vor durch das Großsegel erzeugt wird. Fock und Besan leisten vor dem Wind nur marginale Beiträge zum Vortrieb. Die eigentliche Funktion des Besansegels und der Fock bestehen darin beim Segeln am Wind einerseits die Luvgierigkeit durch die Fock auszugleichen und durch den Besan andererseits die Steuerfähigkeit wesentlich zu erleichtern. Auf diesen Kursen leisten Fock und Besan wesentliche Beiträge zum Vortrieb. Weiterhin ergibt sich durch die dreimastige Takelung eine wesentliche Erleichterung des Segelns bei Starkwind, bei dem ein Kraweel sowohl vor dem Wind ausschließlich mit der Fock und am Wind nur mit Fock und Besan sicher betrieben werden kann. Das Aufkreuzen gegen den Wind wird durch die Fähigkeit am Wind Raum nach Luv zu gewinnen und durch die Fähigkeit Wendemanöver oder Halsen ohne wesentlichen Verlust an Raum nach Luv zu erleiden, bestimmt. Dieses konnte durch entsprechende Manövrierversuche überzeugend nachgewiesen werden. Dabei ist nicht eine hohe Schiffsgeschwindigkeit während der Manöver ausschlaggebend, sondern die Fähigkeit ein Kraweel mit kleinem Drehkreis auf den jeweiligen neuen Kurs zu bringen, ohne dass das Fahrzeug Fahrt über den Achtersteven aufnimmt. Fahrt über den Achtersteven bei Wendemanövern oder Halsen führt zu einem nahezu unkontrollierbarem Driften nach Lee und damit zu einem Verlust des vorher, während der Fahrt am Wind ersegelten Raumes nach Luv. Dieses Driften kann sogar dazu führen, dass ein beabsichtigtes Wendemanöver sogar nicht gelingt und schließlich das Kraweel wieder auf dem vorherigen Bug zurück fällt. Die Fähigkeit zuverlässige Wenden, ohne allzu großen Verlust an Raum durchführen zu können, bedeutet für die Fahrt in der Ostsee eine wesentliche Verbesserung der Schiffssicherheit, denn die bei allen Seeleuten des Mittelalters gefürchtete Situation auf Leger Wall zu geraten, also bei auflandigem Wind sich nicht von einer Untiefe oder Küste frei segeln zu können, ist bei Kraweelen wesentlich geringer als bei den Koggen gewesen. Die Segelversuche haben erweiterte Interesse bei der Forschungsgruppe Springmann der Universität Rostock gefunden, mit der gemeinsame Messungen an Bord der Lisa von Lübeck begonnen worden sind und im Lauf des Jahres 2009 fortgesetzt werden sollen. Insgesamt sind durch diese Versuche, über die im Übrigen in den Mitteilungen der Gesellschaft fortlaufend begonnen worden ist zu berichten, größeres Interesse an dem Segeln mit mittelalterlichen Schiffen geweckt worden. In Vorbereitung ist ein Vortrag über die Ergebnisse der Segelversuche im Rahmen eines Sprechtages der Schiffbautechnischen Gesellschaft (STG). Dieser wird dann im Jahrbuch der STG aufgenommen.

 
 

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