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Eine Untersuchung der neugriechischen politischen Mentalität auf der Grundlage der Erforschung ihrer orthodoxen und byzantinischen Wurzeln
Antragsteller
Dr. Sotirios Mitralexis-Georgakakos
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Politikwissenschaft
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298561790
Die Europäische Wirtschaftskrise--mit Griechenland im Mittelpunkt seit 2009--hat in den letzten Jahren der griechischen öffentlichen Diskussion über Identität, sowie insbesondere über das Verhältnis zwischen griechischer und europäischer Identität, entscheidende Impulse gegeben. In dieser Debatte sind die byzantinische Vergangenheit, das byzantinische Kulturerbe Griechenlands und die aktuelle Dominanz einer orthodoxen Religionszugehörigkeit als Aspekte von außergewöhnlicher Bedeutung hervorzuheben, zumal sie sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf Gesellschaft, Politik, wie auch auf das heutige Verhältnis Griechenlands zu der Europäischen Union und den Mitgliedsstaaten ausüben. In dem vorliegenden Forschungsprojekt werde ich die Prämissen und tieferen Voraussetzungen ergründen, von denen aus Intellektuelle und Akademiker den entsprechenden Diskurs in der griechischen Öffentlichkeit mitgestalten und denen folgende zwei Punkte gemeinsam sind: (a) die Behauptung, dass Griechenland im Vergleich zu dem "Westen" eine kulturelle Alterität besitzt, welche (b) auf seine griechisch-orthodoxen und byzantinischen Ursprünge zurückzuführen ist, wobei sowohl eine religionsgeschichtliche als auch eine historische Perspektive geltend gemacht werden. Diese Denkrichtungen werden hier einerseits aus der Perspektive der Kultur- und der Religionswissenschaft untersucht, was ihre religionsgeschichtliche Basis betrifft, und andererseits aus der Perspektive der kritischen Geopolitik, was ihr implizites Raumverständnis betrifft. Letzteres wird an im öffentlichen Diskurs verwendeten Begriffen und Konzepten greifbar, wie etwa "der Westen", "unser Osten" ("e kath' emas Anatole") oder die byzantinische "Oikoumene". Neben der Untersuchung dieser Denkrichtungen soll deren Einwirken auf die griechische Gesellschaft und auf die griechische Politik gründlich untersucht werden, die Art also, wie sie die öffentliche Meinung und das politische Denken teilweise mitgestalten. Ich erwarte, dass durch dieses Forschungsprojekt, die tieferen Wurzeln und Gründe für die implizite Ambivalenz der griechischen öffentlichen Meinung über Europa und über die Europäische Union ergründet, präzise herausgearbeitet, sowie in ihren angemessenen Dimensionen besser verstanden und erklärt werden. Dieses Projekt soll nicht nur zum Verständnis der orthodoxen und byzantinischen Wurzeln der modernen griechischen Identität per se, sowie auch der zeitgenössischen griechischen Ambivalenz Entscheidendes beitragen, sondern auch der europäischen Forschung einen Einblick in Ursprünge und Mechanismen der neugriechischen politischen Mentalität ermöglichen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Großbritannien
Gastgeber
Dr. Andreas Andreopoulos