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Das Leipziger Musikverlagswesen. Innerstädtische Netzwerke und internationale Ausstrahlung
Antragsteller
Professor Dr. Stefan Keym
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290349602
Verlage spielen in der europäischen Musikkultur seit der Frühen Neuzelt eine entscheidende, immer noch unterschätzte Rolle. Neben ihrem Kerngeschäft, der Herstellung und Verbreitung von Noten, nehmen sie auch durch ihre Programmpolitik, durch finanzielle Förderung von Komponisten, durch den Druck auch eines Großteils der Musikzeitschriften und -bücher sowie durch die Vernetzung mit anderen Musikinstitutionen (Konzert- und Opernhäuser, Vereine, Konservatorien etc.) starken Einfluss auf das Musikleben, besonders auf Repertolreund Kanonbildung.An kaum einem anderen Ort lässt sich die Schlüsselrolle der Musikverlage eindrucksvoller studieren als in Leipzig. Hier erfolgte ab 1800 eine starke Konzentration des deutschen Musikalienhandels, die zu einer deutlichen Professionalisierung der Vertriebsstrukturen, Werbestrategien, Drucktechniken und Editionsprinzipien führte. Neben dem Traditionshaus Breitkopf & Härtel etablierten sich C. F. Peters (Bureau de Musique), Friedrich Hofmeister und bald eine Vielzahl weiterer Verlagshäuser, deren Produkte auch den internationalen Markt maßgeblich prägten. Zudem ließen diverse Firmen aus anderen Städten des In- und Auslands ihre Musikallen in Leipzig herstellen. Die Verlage hatten wesentlichen Anteil am Aufstieg der "Musikstadt" Leipzig zum überregionalen Vorbild der bürgerlichen Musikkultur: Sie besorgten die ersten Gesamtausgaben der Werke berühmter Komponisten, bestimmten die Programmpolitik der Gewandhaus-Konzerte mit und gaben maßgebliche Fachzeltschriften heraus, die über Konzerte und Neuerscheinungen Informierten und sie bewarben.Kaum ein anderer Ort zeigt jedoch auch so dramatisch, wie die großen Katastrophen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts (die beiden totalitären Systeme, der Zweite Weltkrieg und die staatliche Teilung) in das über Jahrhunderte gewachsene wirtschaftlichkulturelle Netzwerk des Musikbetriebs eingriffen und letztlich zu einer gravierenden geographischen Schwerpunktverlagerung im deutschen Musikverlagswesen führten.Die vorliegende Sammelpublikation bietet die erste wissenschaftliche Gesamtdarstellung, welche die Entwicklung des Leipziger Musikverlagswesens von seinen Anfängen im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart befeuchtet: anhand von Fallbeispielen, auf der Grundläge vieler neuer Quellen und aus einer breiten interdisziplinären Perspektive. Besonderes Augenmerk gilt der Vernetzung der Verlage mit anderen Musikinstitutionen sowie ihrer Internationalen Kooperation und Konkurrenz. Die 20 Beiträge stammen von Musikforschern, Historikern, Buch- und Medienwissenschaftlern sowie Rechtshistorikern. Sie enthalten auch umfangreiches dokumentarisches Material zu Akteuren und Repertoires des Musikverlagswesens. Darüber hinaus liefert der Band Informationen und Bilddokumente zu den Beständen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig, das die bei weitem umfangreichste Quellensammlung zu den Leipziger Musikverlagen beherbergt.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen