Detailseite
ERP-Studien zur Rolle der Prime-Verarbeitungstiefe für den evaluativen Priming-Effekt auf ästhetische Präferenzurteile
Antragsteller
Professor Dr. Henning Gibbons
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 289987190
Der evaluative Priming-Effekt (EPE) beschreibt die veränderte affektive Bewertung von (meist neutralen) Target-Reizen, die auf positive oder negative Prime-Reize folgen. Ein assimilativer EPE beschreibt positivere Urteile nach positiven und negativere Urteile nach negativen Primes, verglichen mit neutral geprimten Targets. Seltener tritt ein kontrastiver EPE auf (positivere Urteile nach negativen Primes, und umgekehrt). Der assimilative EPE, bzw. assimilative Teilprozesse, wurden auf eine Missattribution des Prime-Affekts auf das Target (Payne, Cheng, Govorun & Stewart, 2005), bzw. auf Response Priming (Rotteveel & Phaf, 2004), d.h. automatische Reaktionsaktivierungen durch die Primes, zurückgeführt. Bewusstes Gegensteuern (Strack, Schwarz, Bless, Kübler & Wänke, 1993) kann einen kontrastiven EPE (bzw. kontrastive Teilprozesse) erklären: Probanden, die das Priming-Prinzip durchschauen, könnten ihr spontanes Urteil über das Target vor der Eingabe noch konträr zur Prime-Valenz korrigieren. All diese Mechanismen können den Befund eines stärkeren (assimilativen) EPE bei suboptimaler Prime-Darbietung (maskierte Darbietung, bzw. sichtbare Darbietung bei paralleler Aufmerksamkeits-Belastung) verglichen mit optimaler Prime-Darbietung (gut sichtbare Primes ohne parallele Aufmerksamkeits-Belastung), erklären. Verhaltensstudien können aber keinen finalen Aufschluss darüber geben, wie genau der inverse Zusammenhang zwischen der Prime-Verarbeitungstiefe und der Stärke des EPE vermittelt wird, und bisherige Studien mit ereigniskorrelierten Potentialen (ERPs) konnten nur post-hoc-Zusammenhänge zwischen der Stärke des individuellen EPE und ERP-Indikatoren der Prime-Verarbeitungstiefe belegen. Im Programm werden in vier konvergenten ERP-Studien experimentelle Manipulationen der Prime-Verarbeitungstiefe vorgenommen und deren Einfluss auf den EPE, auf Indikatoren der Verarbeitungstiefe (im Prime-ERP), sowie auf Indikatoren für Affektmissattribution (im Target-ERP), für Response-Priming (im lateralisierten Bereitschaftspotential [LRP] für die Prime-Reize), bzw. für bewusstes Gegensteuern (im LRP für die Target-Reize) analysiert. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse soll Evidenz für eine neue, integrative Theorie des EPE erbracht und eine noch genauere Vorhersage ermöglicht werden, wann und in welcher Stärke ein assimilativer bzw. ein kontrastiver EPE auftritt. Dies kann im Sinne von Schwarz (2007) entscheidend zur Erweiterung unseres Wissens über affektive Kontexteffekte auf evaluative Urteile beitragen. Die geplanten Manipulationen der Prime-Verarbeitungstiefe sollen repräsentativ für Variationen sein, denen die Verarbeitung prinzipiell bewusst verarbeitbarer affektiver Reize im Alltag dennoch unterliegen kann. Dazu werden eine Prime-spezifische Belastung des Arbeitsgedächtnisses, eine Darbietung der Primes als Distraktoren in einer Parallelaufgabe, sowie spezifische Instruktionen zum Umgang mit den Primes (Ignorieren, vs. Beachten und Korrigieren) realisiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen