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Geheimhaltung als organisierende Unsicherheit in kreativen Prozessen

Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248556105
 
Dieses Projekt untersucht die Funktion von Geheimhaltung, der intentionalen Verbergung von Informationen durch Akteure gegenüber Akteuren in Organisationen, als einen Mechanismus der Organisation von Unsicherheit in kreativen Prozessen. Zahlreiche empirische Untersuchungen belegen, dass organisationale Geheimhaltung eine beliebte Methode für den Umgang mit Unsicherheit gerade in hochinnovativen Unternehmen darstellt, z.B. in Form von geheimen Forschungslabors, orchestrierten auf Geheimhaltung und spätere Überraschung beruhende Marketingkampagnen sowie von Geheimhaltung zur Prävention von Wissens- und Informationslecks. Allerdings sind diese empirischen Erkenntnisse wenig in der bisherigen Managementforschung berücksichtigt. Vielmehr gilt im organisationstheoretischen Forschungstand Geheimhaltung als eine Barriere bzw. ein Hemmnis des freien Informationsflusses und daher der Kreativität von Menschen, Gruppen und Organisationen. Im Kontrast hierzu sollen im Rahmen dieses Projekts anhand der empirischen Untersuchung konkreter organisationaler Praktiken der Geheimhaltung nicht nur dysfunktionale, sondern auch die funktionalen Folgen von Geheimhaltung in Bezug auf die Organisation von Unsicherheit in kreativen Prozessen ergründet werden. Beruhend auf einer vergleichenden Fallstudie eines großen Musiklabels sowie eines technologieorientierten Pharmaunternehmens, möchten wir drei zentrale Beiträge zur bisherigen Forschung leisten. Erstens soll untersucht werden, welche Arten von Geheimhaltung (z.B. formell vs. informell) zur Organisation von welchen Typen von Unsicherheit (z.B. Nachfrageunsicherheit, unsichere Innovationen, aus der Gefahr von Wissenslecks resultierende Unsicherheiten) in den beiden Branchen angewandt werden. Zweitens sollen die alltäglichen Praktiken der Geheimhaltung im Rahmen einer ethnografischen Untersuchung mit erfasst werden, um zu einer Sicht auf Geheimhaltung nicht nur als Mittel zur Reduktion (z.B. zur Prävention von Wissenslecks), sondern auch zur Induktion von Unsicherheit in kreativen Prozessen (z.B. durch die Schaffung von Unsicherheitszonen, die aufgrund ihrer Abschottung eher in der Lage sind, radikale Innovationen hervorzubringen). Drittens sollen die Ergebnisse der empirischen Untersuchung zu einem theoretischen Modell von Geheimhaltung als Mechanismus zur Organisation von Unisicherheit in kreativen Prozessen verdichtet werden. Dieses soll insbesondere erklären, wie und warum verschiedene unsicherheitsinduzierende und -reduzierenden Praktiken zu unterschiedlichen intendierten und nicht intendierten Folgen in Organisationen führen. Insgesamt möchte dieses Projekt zu einem raffinierteren theoretischen Verständnis von Geheimhaltung als Mechanismus zur Organisation von Unsicherheit in kreativen Prozessen beitragen, welches über die bloße Feststellung, dass Geheimhaltung wichtig ist, hinausgeht und vielmehr genau expliziert, wie, warum und wann Geheimhaltung wichtig (gemacht) wird.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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