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Die Besiedlung des Stadtbergs von Neuburg a.d. Donau in den vorrömischen Metallzeiten und seine Stellung im Siedlungsgefüge der oberen Donau

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 282384772
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragten Projektteile in Form von AMS-14C-Datierungen und Analysen des Tierknochenmaterials untermauern die archäologische Aufarbeitung der metallzeitlichen Besiedlung des Stadtberges mit naturwissenschaftlichen Daten und liefern darüber hinaus auch vollkommen neue Erkenntnisse. Anhand der AMS-14C-Datierungen gelingt der Nachweis einer kontinuierlichen Besiedlung von der frühen Urnenfelderzeit bis hinein in die späte Frühlatènezeit. Als Besonderheit ist hierbei herauszustellen, dass eine Belegung der Höhe auch für die Stufe Ha A1 angenommen werden kann, während auf den meisten der anderen bayerischen Höhensiedlungen im 12. Jh. v. Chr. ein Siedlungshiatus vorzuliegen scheint. Somit ist es gelungen, sowohl den Beginn als auch das Ende der metallzeitlichen Besiedlung auf dem Stadtberg mit naturwissenschaftlichen Datierungen zu fixieren. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Datierungen betrifft die zeitliche Fixierung der Befestigungsanlagen. Als neue Erkenntnis ist dabei der Umstand zu nennen, dass eine erste Aufschüttung des Walles in Verbindung mit dem Bau einer Holz-Erde-Mauer bereits in der jüngeren/späten Urnenfelderzeit erfolgte. Ferner ist für die Frühlatènezeit nun die Errichtung einer Stein-Holz-Erde-Mauer auf der Wallkrone gesichert nachgewiesen; dieser Mauerbau erfolgte offensichtlich nach einer Umfassenden Erhöhung der Wallschüttung. Eine Überraschung im Rahmen der Datierungen ist die offensichtliche Nutzung der vorgeschichtlichen Befestigungssubstanz im frühen Mittelalter. Letztendlich gelingt anhand der AMS-14C-Datierungen auch die Bestätigung einiger bereits vorher postulierter Befunde. So untermauern die Ergebnisse die Einordnung eines Grabengevierts auf der Westspitze des Stadtberges in die Hallstattzeit ebenso wie die Datierung des ersten römischen Kastells in die frühe römische Kaiserzeit. Die archäozoologischen Untersuchungen erbringen eine Vielzahl von Erkenntnissen bezüglich der Lebens- und Wirtschaftsweise der metallzeitlichen Bewohner auf dem Stadtberg. Beispielsweise hat es bei der Betrachtung des Schlachtalters den Anschein, als seien sämtliche Rinder verhältnismäßig früh geschlachtet worden. Aufgrund der Kontinuität dieses Vorgangs von der Urnenfelder- bis in die Frühlatènezeit ist eine frühe Schlachtung aufgrund von Nahrungsmittelknappheit auszuschließen. Dieser Umstand könnte darauf hindeuten, dass es sich überwiegend um eigens für die Fleischversorgung gehaltene oder aus dem Umland importierte Tiere gehandelt hat. Ein ähnliches Bild ist für das Schwein zu beobachten, bei dem zwei Hauptschlachtungszeiten festzustellen sind: ein Teil der Tiere wurde während des ersten Lebenswinters, ein weiterer Teil einen Winter später geschlachtet; nur wenige der auf dem Stadtberg verwerteten Tiere wurden demnach älter als zwei Jahre. Darüber hinaus ist es gelungen, einen Schlachtplatz im äußersten Westen des Stadtberges herauszuarbeiten; dabei hat es den Anschein, als seien verschiedene Tierarten entweder auf den Stadtberg gebracht oder dort gehalten worden, um in besagtem Areal geschlachtet zu werden. Neben weiteren, die Wirtschaftsweise der Höhensiedlung betreffenden Erkenntnissen konnten die Tierknochenanalysen auch wichtige Hinweise für die Landschaftsrekonstruktion im Umland des Stadtberges erbringen. Abschließend ist festzuhalten, dass es anhand der AMS-14C-Datierungen gelungen ist, sowohl die prähistorischen Befestigungswerke zu untergliedern als auch Beginn, Verlauf und Ende der metallzeitlichen Besiedlung zu differenzieren. Die archäozoologischen Untersuchungen haben eine Vielzahl von Informationen geliefert, die in die abschließende Auswertung und Beurteilung des Stadtberges einfließen und diese in hohem Maße bereichern.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der Stadtberg von Neuburg an der Donau 2020. 2 Bde. ISBN 978-3-95826-128-0. 329 S., S. 333-621, 379 S.
    Nils Ostermeier
 
 

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