Nach dem Bildersturm: Die Ausstattung katholischer Kirchen in Augsburg, Antwerpen und den nördlichen Niederlanden. Eine komparatistische Studie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt untersuchte eingehend Altarbilder, die nach dem Bildersturm in Antwerpen und der niederländischen Republik entstanden. Dabei bestätigte sich die erkenntnisleitende Vermutung, dass die neu geschaffenen Darstellungen die sozio-politische Stellung der Katholiken innerhalb des jeweiligen konfessionellen Gefüges spiegeln. Ringen Protestanten und Katholiken um die Vormachtstellung – wie in Antwerpen von 1566 bis 1581 –, so führen die Altargemälde differenzierte Diskurse. Die eingehende Debatte wird hinsichtlich der Eucharistietheologie fortgesetzt, solange Protestanten noch nach 1585 in der katholisch dominierten Stadt leben. Doch sobald der Widerpart nicht mehr besteht, werden die Bildaussagen allgemeiner und traditioneller. Mit der Vormachtstellung der Katholiken werden jedoch Märtyrerdarstellungen überaus bedeutsam. Nachdem die Katholiken über Jahrzehnte hunderte Protestanten misshandelt und getötet hatten, stilisieren sie nun unter einer hohen Emotionalisierung der Bildbetrachtenden die Heiligen zu grausam misshandelten, wahren Märtyrern. In der niederländischen Republik, in der die Katholiken eine nur geduldete Minderheit stellen, fehlen kontroverstheologisch geführte Bilddebatten. Stattdessen sind Bildthemen und Bildkomposition auf die katholischen Gläubigen ausgerichtet. Dabei werden zunehmend traditionelle Themen und als autoritativ anerkannte Bildvorlagen umgesetzt. Es bedarf offenbar des direkten Opponenten, um einen differenzierten Bilddiskurs zu führen. Dieser entfaltet sich jedoch nur, wenn die antagonistischen Gruppen einander gleich gegenüberstehen. Ist jedoch eine Gruppe so weit marginalisiert, dass sie zeitweise in ihrer Existenz bedroht ist, so führen die Altarbilder keinen argumentativen Disput, sondern proklamieren in affirmativer Absicht grundlegende Überzeugungen.