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Die Rolle mentaler Anstrengung bei Ego Depletion
Antragsteller
Professor Dr. Malte Friese
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277698732
Selbstkontrollversagen liegt im Kern vieler sozialer Probleme wie Übergewicht, übermäßigem Alkoholkonsum oder Aggression. Es ist deshalb von hohem Interesse, die Prozesse zu verstehen, die zu Selbstkontrollversagen führen. Das Ressourcenmodell der Selbstkontrolle (Baumeister, Vohs, & Tice, 2007) postuliert, dass jede Ausübung von Selbstkontrolle auf eine gemeinsame, aber begrenzte Ressource zurückgreift, die durch Gebrauch abnimmt. Das Modell wird gestützt durch zahlreiche empirische Befunde, die zeigen, dass mit ausgeübter Selbstkontrolle die Wahrscheinlichkeit von Selbstkontrollversagen in nachfolgenden Situationen steigt, ein Phänomen, das Ego Depletion genannt wird. Das Ressourcenmodell hat im wissenschaftlichen Diskurs und der öffentlichen Wahrnehmung große Aufmerksamkeit erfahren. Es wurde allerdings auch massiv kritisiert. Das kürzlich vorgeschlagene Prozessmodel der Selbstkontrolle (Inzlicht & Schmeichel, 2012) bestreitet die Existenz einer limitierten Ressource und nimmt an, dass ein Abfall der Motivation, also der investierten Anstrengung, Ego Depletion Effekte erklärt. Auch dieses Modell ist vereinbar mit dem Großteil der Literatur, denn die Vorhersagen beider Modelle unterscheiden sich auf der Verhaltensebene , obwohl radikal unterschiedlich auf theoretischer Ebene, in vielen Fällen nicht. Die zentrale Annahme reduzierter Motivation nach der Ausübung von Selbstkontrolle wurde selten überprüft. Die bestehende Evidenz, welche auf Selbstberichten basiert, ist schwach. Ein Grund könnte in der mangelnden Validität von Selbstberichten für innere Zustände wie Motivation liegen. Ziel des beantragten Forschungsprojekts ist es, die Rolle motivationaler Prozesse (mentaler Anstrengung) für Ego Depletion Effekte zu untersuchen. Dazu verwenden wir etablierte psychophysiologische Indikatoren mentaler Anstrengung (Präejektionsperiode, systolischer Blutdruck), um bekannte Validitätsprobleme von Selbstberichten zu vermeiden. Wir legen besonderen Wert auf (a) experimentelle Designs, die konfligierende Hypothesen der beiden theoretischen Modelle testen, (b) teststarke empirische Überprüfungen, die sowohl die Interpretation statistisch signifikanter wie nicht-signifikanter Ergebnisse erlauben sowie (c) konzeptuelle Replikationen zentraler Befunde innerhalb des Forschungsprojekts. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass nach Beendigung des Projekts eine belastbare Datenbasis zur Bewertung der Rolle mentaler Anstrengung für Ego Depletion Effekte vorliegt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Veronika Job; Professor Dr. David Loschelder