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Entwicklung von Miniaturstrukturen aus Faserkunststoffverbundwerkstoffen für die ultraschallbasierte Dekontamination von non-shedding surfaces im menschlichen Organismus

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr.-Ing. Martin Dannemann; Dr. Marie-Theres Kühne
Fachliche Zuordnung Biomaterialien
Herstellung und Eigenschaften von Funktionsmaterialien
Kunststofftechnik
Leichtbau, Textiltechnik
Materialien und Werkstoffe der Sinterprozesse und der generativen Fertigungsverfahren
Produktionsautomatisierung und Montagetechnik
Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277550171
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Jährlich werden in Deutschland rund 7 Millionen Wurzelkanalbehandlungen durchgeführt. Trotz sehr guter chemo-mechanischer Aufbereitungsmethoden können endodontische Behandlungen scheitern. Ein maßgeblicher Grund hierfür sind residuale Bakterien, die in unbehandelten Wurzelkanalabschnitten des komplex verzweigten Wurzelkanalsystems verbleiben und zu Infektionen führen. Die spezielle Histologie des Dentins begünstigt die Infiltration von Bakterien. Desinfizierende Agenzien in Kombination mit Schall-/Ultraschallsystemen werden deshalb ergänzend angewendet, um den bakteriellen Biofilm in schwer zugänglichen Arealen des Wurzelkanalsystems zu entfernen. Aktuelle Schall-/Ultraschallsysteme (Metall, Kunststoff) sind für die Anwendung im Wurzelkanal nur begrenzt geeignet. Bei Metall-Ultraschallnadeln besteht die Gefahr der Instrumentenfraktur oder gar der Perforation in englumigen und stark gekrümmten Wurzelkanälen. Kunststoff-Schallnadeln hingegen erscheinen nachgiebiger, weisen jedoch eine höhere Werkstoffdämpfung auf, welche zu einer niedrigeren Reinigungsleistung führen kann. Das übergeordnete Ziel des interdisziplinären Projektes war es herauszufinden, ob Ultraschallnadeln mit ingenieur-zahnmedizinischen Methoden in Form einer seriell-analytischen Methodik auszulegen sind, welche ohne Dentinschädigung zu einem hohen Reinigungserfolg des Wurzelkanals beitragen. Es galt Methoden zur Erfassung abstrahierter, virtueller Wurzelkanalgeometrien zu erarbeiten, um die erforderlichen Materialbedingungen für Ultraschallnadeln zu definieren und Simulationsstudien durchzuführen. Mit Hilfe zerstörungsfreier radiographischer Visualisierungsmethoden (DVT, Mikro-CT) von Wurzelkanalsystemen war eine Parametrisierung humaner Wurzelkanäle möglich. Die virtuell erarbeiteten Wurzelkanalmodelle konnten in Stahl- und Dentin-Modelle überführt werden. Anhand der Wurzelkanäle unterschiedlicher Krümmungsradien im Stahlmodell ließen sich konventionelle Schall-/Ultraschallnadeln standardisiert auf Versagen und Defizite testen. Parallel war es möglich, Fertigungsparameter für eine neuartige Ultraschallnadel zu identifizieren, eine Pultrusionsanlage anzupassen sowie Lagerungsversuche potentieller FKV/Hochleistungspolymere durchzuführen und erste FKV-/Hochleistungspolymer-Miniatur- Demonstratorstrukturen zu fertigen. Die Miniaturstrukturen konnten im Vergleich mit konventionellen Schall-/Ultraschallnadeln in einem erstmalig standardisiert CNC-gefrästen, bovinen Dentinmodell mit einer neu etablierten Methode zur tribologischen Untersuchung, der optischen 3D-Digitalisierung, auf Versagen und Dentinabtrag getestet werden. Überdies wurde ein Protokoll zur bakteriellen Besiedelung eines humanen Wurzelkanalmodells mit Enterococcus faecalis etabliert. Erstmalig konnte fluoreszenzmikroskopisch mit 4,6-Diamidin-2-phenylindol die Penetrationstiefe von vitalen und avitalen Enterococcus faecalis-Bakterienzellen innerhalb der Dentintubuli sowie die Reduktion der bakteriellen Besiedelung durch unterschiedliche desinfizierende Agenzien nachgewiesen werden. Zur quantitativen Beurteilung des Reinigungsgrades von Wurzelkanalsystemen wurde ein Verfahren etabliert, in welchem die bakteriell kontaminierten Wurzeln mit einer Kryomühle zermahlen, die bakterielle DNA extrahiert und mittels qPCR quantifiziert wird. Mithilfe der qPCR war es so möglich, die Reinigungswirkung des neuartigen Ultraschallnadel-Demonstrators und konventioneller Ultra-/Schallansätze sowie desinfizierender Agenzien auf das Wurzelkanalsystem zu untersuchen. Schlussfolgernd war es möglich, einen Ultraschall-PEEK-Demonstrator mit ingenieur-zahnmedizinischen Methoden auszulegen und zu fertigen, welcher vergleichbar gute Reinigungserfolge ohne Schädigung der Zahnhartsubstanzen verzeichnete.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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