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Gravitationszentren autoritärer Herrschaft: eine vergleichende Perspektive auf Förderung und Diffusion autoritärer Herrschaft

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276653410
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ausgangspunkt für das Projekt war der Befund, dass Demokratisierungsprozesse weltweit nicht nur stagnieren und das demokratische Ordnungsmodell an Attraktivität verliert, sondern auch Autokratien selbstbewusster und proaktiver ihre eigenen Vorstellungen von politischer Herrschaft artikulieren und ausstrahlen. Das Projekt hat umfangreiches empirisches Material zusammengetragen und auf dieser Grundlage substanzielle Erkenntnisse über die Mechanismen der Verbreitung autoritärer Elemente in drei Regionen erlangt. Dieses Konzept mittlerer Reichweite erlaubt uns Autokratisierungsprozesse zu erklären, die von einigen autoritären Protagonisten vorangetrieben werden. Für die untersuchten Fälle konnten wir klare Varianzen hinsichtlich der transferierten autokratischen Praktiken und Normen feststellen. Waren es in Lateinamerika vor allem die Förderung und Nachahmung von institutionellen Normen (z.B. Verfassungsänderungen), so war es im Nahen Osten vor allem ein sicherheitspolitischer Diskursraum, innerhalb dessen autokratische Praktiken diffundierten und/oder über Hebelwirkungen vonseiten des Gravitationszentrums Saudi-Arabien aktiv gefördert wurden. Im Ergebnis hat das Projekt zum einen wichtige Hinweise für die autoritäre Clusterbildung geliefert, die Motivlagen dafür beleuchtet sowie die Ebenen, auf die entweder Förderung oder Diffusion zielen, identifiziert. Ferner leistete das Projekt einen cross-regional Vergleich dreier Weltregionen. Damit liegt – nach unserem Wissensstand – der erste empirische Vergleich dieser Art vor. In dem weiterhin noch unterbelichteten Bereich der Autokratieforschung wird die Herausbildung oder Konsolidierung von Autokratien meist in Fallstudien betrieben. Eine Erfahrung, die unser Projekt beinhaltet, ist, dass cross-regional designs zweifelsohne anspruchsvoll sind, aber den Vorteil bergen, dass Ergebnisse, die in nicht nur einer Region bestätigt werden können, einen höheren Robustheitsgrad aufweisen. Auch konzeptionellmethodisch, so ein forschungslogisches Ergebnis des Projektes, hat sich die durch den Regionalvergleich teils auch notwendige konzeptionelle Rejustierung oder das Erweitern methodischer Instrumente (Diskursanalyse) ergeben, die den Forschungsgang befruchtet haben. Forschungsethisch wurden wir in unserem Projekt mit der Aufgabe konfrontiert, qualitative Arbeit (Interviews) in Autokratien bzw. schwierigem Umfeld durchzuführen. Dies bedurfte einer entsprechenden Vorbereitung auf Verhaltensmaßnahmen, ethische Praktiken des Schutzes unserer Interviewpartner o.ä. Durch die zahlreiche Teilnahme an Tagungen und Konferenzen ist das Konzept der autoritären Gravitationszentren umfassend in die wissenschaftliche Debatte eingeführt und konnte auch parallel über Beratungstätigkeiten der beiden Antragsteller, u.a. für das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), Auswärtige Amt (AA) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in die Politikbereitung eingespeist werden. Auch in Publikumsmedien (bspw. Thomas Demmelhuber „Der Nahe Osten – Region aus den Fugen“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Juni 2017, S.6) wurde auf das Projekt umfassend verwiesen. Gleiches gilt für zahlreiche Vorträge in der politischen Erwachsenenbildung (unter anderem: Bamberg, Coburg, Erlangen, Göttingen, Ingelheim, Nürnberg, Tutzing, Zürich uvm.). Ferner haben wir in der Blog-Rubrik auf der Projekt-Webseite regelmäßig aktuelle Themen durch die Linse unseres Forschungsinteresses beleuchtet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2016): “Gravity Centres of Authoritarian Rule: A Conceptual Approach.” Democratization 23, no. 5, 775-796
    M. Kneuer und T. Demmelhuber
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/13510347.2015.1018898)
  • (2018): „Die Erfindung des Wir: Ideelles Identitätsmanagement als Legitimationsstrategie Saudi-Arabiens.“ Zeitschrift für Politik 65, no. 3, 265-282
    T. Zumbrägel und E. Vollmann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/0044-3360-2018-3-263)
  • l (2018): “Playing the regional card: why and how authoritarian gravity centres exploit regional organisations.” Third World Quarterly
    M. Kneuer, T. Demmelhuber, R. Peresson und T. Zumbrägel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/01436597.2018.1474713)
 
 

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