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Kairener Graffiti als Spiegel politischer und gesellschaftlicher Umbrüche: Eine Untersuchung ikonographischer Dynamiken und Selbstverortungen junger Künstler_innen (seit 2011)
Antragstellerin
Professorin Dr. Sabine Damir-Geilsdorf
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275495062
Graffiti werden in Kairo seit den Umbrüchen 2011 häufig als Mittel für individuelle Meinungsäußerungen und Kommentare zu sozialen und politischen Dynamiken eingesetzt und sind zu Medien der Dokumentationen und der Erinnerung geworden, sowie zur Chronik der Revolution. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Graffiti als ein zentrales Ausdrucksmittel junger Kairener Künstler_innen seit den Umbrüchen 2011 zu analysieren: Im Fokus stehen dabei einerseits ikonographische Elemente sowie Schrift-Botschaften der Graffitis ausgewählter Künstler_innen in Kairo, andererseits deren Lebenswelten und Selbstverortungen vor dem Hintergrund des gravierenden politischen und gesellschaftlichen Wandels. Dies erfolgt anhand einer Untersuchung der Graffiti in der Muhammad Mahmud Straße und daran unmittelbar angrenzenden Straßen, die zu einem zentralen Ort von Graffiti-Produktionen geworden sind durch ihre Nähe zum Tahrir-Platz, sowie den in diesem Stadtteil ausgetragenen Kämpfen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Den Korpus des zu analysierenden Materials bilden in dem beantragten Projekt vor allem die Arbeiten der Graffiti-Künstler_innen Ammar Abu Bakr, Keizer, Nazeer, El-Zeft, Alaa al-Awad und der mit ihnen kooperierenden Kunst-Schaffenden, die jeweils sehr unterschiedliche Ausrichtungen und Ansätze aufweisen, so dass ein breites Spektrum Kairener Graffiti und deren Produzenten erfasst werden kann. Übergreifende Fragestellungen der Untersuchung der Graffiti sind: Aus welchen Elementen/Symbolen setzt sich ihre Bildsprache zusammen und wie werden diese eingesetzt und ggf. kombiniert? Welche Ereignisse werden thematisch aufgegriffen und auf welche Weise positionieren sich die Künstler_innen dadurch in gesellschaftlichen Debatten? Welche politischen, sozialen und/oder religiösen Botschaften werden vermittelt und welche symbolischen Referenzen, Metaphern, Bild-Zitate und kulturellen Codes greifen sie dabei auf? In welchem Verhältnis stehen dabei Text- und Bild-Botschaften in den Graffitis zueinander? Welche Änderungen zeigen sich in dem politischen und gesellschaftlichen Wandel? Diese Analyse der Graffiti anhand von Methoden der (visuellen) Inhaltsanalyse unter Einbeziehung narratologischer und medientheoretischer Ansätze wird erweitert durch qualitative semistrukturierte, sowie narrative Interviews mit den Graffiti-Produzent_innen. Damit werden deren eigene Blicke auf ihre Arbeiten, auf von ihnen vorgenommene Identifikationen und Abgrenzungen, sowie Wahrnehmungen und Einflüssen der rezenten Umbrüche erfasst. Das beantragte Projekt leistet damit einen Beitrag zu Forschungen zu den Transformationen in Ägypten. Es zeigt, wie sich Lebenswelten junger Kairener Kunstschaffender in deren Arbeiten widerspiegeln, wie sie die rezenten Umbrüche wahrnehmen und kommentieren, sowie sich darin positionieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Ägypten
Kooperationspartnerinnen
Professorin Dr. Mona Abaza; Professorin Randa Aboubakr