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GRK 582: Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter
Fachliche Zuordnung
Geschichtswissenschaften
Förderung
Förderung von 1999 bis 2008
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 272943
'Symbol' und 'Ritual' sind Zentralkategorien der historischen wie ethnologischen Kulturanthropologie geworden, weil sie sich zur Erfassung der Regelhaftigkeit und (verborgenen) Signifikanz von Kommunikations- und Interaktionsprozessen fremder Gesellschaften besonders gut eignen. Ihre erkenntnistheoretische Problematik liegt sowohl in der definitorischen Abgrenzung, etwa von Alltagsgewohnheiten, wie auch in der Interpretation ihrer Funktion und ihrer Bedeutung. Angesichts dieser Schwierigkeiten bietet sich das europäische Mittelalter als Paradigma zur Erforschung gesellschaftlicher Symbolik an. Denn die mittelalterlichen Gesellschaften sind aus der Synthese verschiedener kultureller Traditionen und Symbolsysteme hervorgegangen, die sich nach Herkunft und Entwicklungsstand deutlich unterschieden und in Konkurrenz und Interferenz neue Lebensbedingungen, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen ausgebildet haben. Dabei machte die Pluralität der Kulturen schon früh das Verständnis- und Übersetzungsproblem virulent und ließ eine Bewusstheit im Umgang mit formalisierter Kommunikation und eine Sensibilität für die Lesbarkeit der Zeichen entstehen, die in einfacheren, homogenen Gesellschaften nicht von Nöten war. Zugleich wurden durch das aus der jüdisch-patristischen Bibelexegese entwickelte System allegorischer Deutung von Welt, Mensch, Geschichte und Gesellschaft alle Lebensbereiche mit transzendenter Signifikanz imprägniert, die den Symbolen eine ontologische Dignität verlieh. Ziel des Graduiertenkollegs ist es, in einem interdisziplinären Verbund exemplarischer Forschungsprojekte diese Deutungs- und Bedeutungskultur, die wohl in Teilbereichen untersucht, aber als solche noch nie thematisiert worden ist, in ihrer Funktion für die Konstituierung und Evolution der mittelalterlichen Gesellschaft zu erfassen.
DFG-Verfahren
Graduiertenkollegs
Antragstellende Institution
Universität Münster
Sprecher
Professor Dr. Nikolaus Staubach
beteiligte Wissenschaftlerinnen / beteiligte Wissenschaftler
Professor Dr. Gerd Althoff; Professor Dr. Amand Berteloot; Professor Dr. Torsten Capelle (†); Professor Dr. Volker Honemann (†); Professor Dr. Martin Kintzinger; Professorin Dr. Susanne Kramarz-Bein; Professorin Dr. Christel Meier-Staubach; Professorin Dr. Gabriele Müller-Oberhäuser; Professor Dr. Joachim Poeschke; Professorin Dr. Gabriela Signori; Professor Dr. Rainer Stichel; Professorin Dr. Barbara Stollberg-Rilinger; Professor Dr. Tomas Tomasek