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Narrative der Empathie: Tier-Mensch-Begegnungen in Philosophie, Wissenschaft und Literatur 1850-2010

Antragstellerin Dr. Alexandra Böhm
Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 272920669
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt befasst sich mit Repräsentationen empathischer Tier-Mensch- Begegnungen aus einer historischen Perspektive. Dabei geht die Untersuchung von zwei Konzepten in den Human-Animal-Studies aus. Das ist zum einen das Konzept der Begegnung, das prominent in Jacques Derridas und Donna Haraways Schriften formuliert wird, und zum anderen das der Empathie, das vor allem Vertreter*innen der Fürsorgeethik propagieren. Beide Konzepte haben sich in den letzten Jahren in der Forschung als äußerst virulent erwiesen. Das Projekt unternimmt es, das bislang nicht ausreichend konzeptualisierte Konzept der Begegnung zum ersten Mal umfangreich anhand der analysierten Texte theoretisch zu formulieren und eine Poetik der Begegnung zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Tieren zu entwickeln. Begegnungen – so zeigt sich – werden in fiktionalen Repräsentationen von Tier-Mensch-Beziehungen gezielt eingesetzt, um verfestigte, habitualisierte Wahrnehmungsschemata aufzubrechen. Die Erschütterung des Alltäglichen in der Begegnung besitzt transformatorisches Potential, das sowohl die Protagonist*innen der diegetischen und extradiegetischen Ebene als auch die Kommunikation zwischen Autor*in und Leser*in bzw. Erzähler*in und Leser*in betreffen kann. Die Analyse der Texte belegt, dass Begegnungsnarrative, die einer Poetik der Transformation und der Du-Evidenz folgen, historisch eine geringe Varianz aufweisen und überwiegend eingesetzt werden, um bei den Rezipient*innen eine empathische Wirkung in Bezug auf das tierliche Andere hervorzurufen. Als überraschend hat sich jedoch erwiesen, dass die Art der erzeugten Empathie stark differiert. In der Forschung zu Tier-Mensch-Beziehungen werden die Begriffe Empathie, Sympathie, Mitleid oder Resonanz fast durchweg austauschbar verwendet. In der vorliegenden Studie wird dagegen zwischen einer ‚high level empathy‘, die kognitionsorientiert ist, und einer ‚low level empathy‘, die auf affektive körperliche Resonanz setzt, unterschieden. Diese Differenzierung kann für die narratologische Analyse der Texte fruchtbar gemacht werden. So werden in der Monographie zwei verschiedene Genres von Tiererzählungen herausgearbeitet werden, die auf unterschiedliche narrative Strategien setzen, was bislang in der ‚Animal Narratology‘ nicht berücksichtigt wurde. Dabei hat sich gezeigt, dass beide Genres spätestens seit dem 18. Jahrhundert Verbreitung finden und bis in die unmittelbare Gegenwartsliteratur und Alltagskultur zu beobachten sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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