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The Social Side of News: Einstellungsbildung und -äußerung in sozialen Netzwerkseiten unter Einfluss von Impression Motivation
Antragsteller
Professor Dr. Stephan Winter
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 272510960
Soziale Medien wie Facebook werden neben ihrer ursprünglichen Rolle als private Kontakt-Plattformen in jüngster Zeit verstärkt als Informationsquelle und zum Meinungsaustausch über politische und gesellschaftliche Themen genutzt. Insbesondere in der jüngeren Zielgruppe gelten sie als einer der Hauptzugänge zu aktuellen Nachrichten und Debatten. Der Social-Media-Kontext kennzeichnet sich sowohl durch eine Annäherung von Massen- und Individualkommunikation (z.B. mit einer gleichzeitigen Darbietung von Artikeln aus Nachrichtenredaktionen und Kommentaren, die von Privatpersonen abgegeben wurden) als auch durch eine hohe Sichtbarkeit der Handlungen des einzelnen Nutzers. Vor diesem Hintergrund untersucht das beantragte Projekt die Mechanismen und Einflussfaktoren der Einstellungsbildung und -äußerung in sozialen Netzwerkseiten (SNS) und vergleicht diese mit Prozessen der Nachrichtenrezeption in bisherigen Online-Formaten. Basierend auf dem Heuristisch-Systematischen Modell der Informationsverarbeitung (Chaiken, Giner-Sorolla & Chen, 1996) und der hohen Bedeutung von Impression-Management-Prozessen im Rahmen sozialer Netzwerke wird die These entwickelt, dass bereits die Bewertung einkommender Informationen stärker von Überlegungen zu Mehrheitsmeinung und positiver Selbstdarstellung beeinflusst wird als bei üblicher Nachrichtenrezeption, da ein späterer sozialer Austausch in größerem Maße antizipiert wird. In vier laborexperimentellen Studien wird untersucht, unter welchen Umständen der SNS-Kontext eine solche Impression-motivierte Verarbeitung induziert und inwiefern anschließende Äußerungen (z.B. per Status-Update) und Kommunikation im Netzwerk die gebildete Einstellung weiter festigen. Als unabhängige Variablen werden der mediale Kontext (SNS vs. "Web 1.0") und die Art der dargebotenen Informationen manipuliert. Die ersten beiden Studien behandeln die Einstellungsbildung anhand der Rezeption von Nachrichtenartikeln (Studie 1) und Nutzerkommentaren (Studie 2). Die Studien 3A und 3B untersuchen die Konsequenzen öffentlicher SNS-Äußerungen für die private Einstellung sowie die Wirkung von Feedback, das von anderen Nutzern als Reaktion auf das eigene Posting abgegeben wird. Auf theoretischer Ebene soll das Heuristisch-Systematische Modell für den Online- und Social-Media-Kontext spezifiziert und um den Aspekt der Einstellungsäußerung erweitert werden. Die Ergebnisse ergänzen die bisher vorwiegend auf private Inhalte ausgerichtete SNS-Forschung und leisten einen Beitrag zur Erklärung von Prozessen der öffentlichen Meinungsbildung, die beispielsweise zu einer Fokussierung auf "populäre" Themen und Meinungen (anstelle einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit der Qualität der Argumente) führen können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande