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Tempel des Apollon Smintheios in Chryse (Troas) - Bauuntersuchung und Rekonstruktion des Aufbaus

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 27193622
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Tempel des Apollon Smintheios im heutigen Ort Gülpinar in der Troas ist aufgrund seiner ungewöhnlich reichen Bauornamentik einer der bedeutendsten hellenistischen Bauten Kleinasiens. Der Tempel gehört mit der - im Vergleich zu einem Normaljoch - doppelt tiefen Ringhalle zu den sog. Pseudodipteroi, einer Bauform, deren Erfindung Hermogenes zugeschrieben wurde und die bis in die römische Zeit fortlebten. Während die Bauornamentik des Tempels bereits ausführlich erforscht wurde, lag eine Untersuchung der Bauteile unter konstruktivem Gesichtspunkt bisher nicht vor. So war das Ziel dieses Projekts eine detaillierte Rekonstruktion des Tempels auf der Basis von verformungsgerechten Bauaufnahmen. Die Säulen des Tempels wurden von mit Reliefs geschmückten Säulentrommeln (columnae caelatae) und ionischen Kapitellen bekrönt. Dabei können zwei Typen unterschieden werden, die columna caelata mit Stierköpfen und die mit Figurenfries. Entsprechend können auch die Kapitelle in zwei Gruppen geteilt werden. So konnte die Anordnung dieser beiden Typen rekonstruiert werden. Die columna caelata mit den Stierköpfen zierte die Tempelecken, dann folgten im Wechsel die beiden Typen. Die Schmalseiten der Ringhalle, die Vorhalle und die Rückhalle wurden in der Mitte von je zwei columnae caelatae mit umlaufendem Figurenfries bekrönt. Der gesamte Tempel basiert auf einem Raster von 10 x 10 Fuß, auf dem alle Säulen und Wände angeordnet sind. So beträgt der Achsabstand der Säulen 10 Fuß und der Abstand der Säulen von den Cellawänden 20 Fuß. Der gesamte weitere Aufbau des Tempels ordnet sich dem Achsmaß des Frieses von 5 Fuß unter. Auf der Höhe des Frieses wurde im Inneren des Tempels die Decke mit Balken im Achsabstand von 5 Fuß angelegt. Diese Holzdeckenkonstruktion kann aufgrund zahlreich erhaltenen Balkenauflager als dreilagiges, ebenes Flächentragwerk rekonstruiert werden, die einzige, bei einem antiken Bauwerk nachgewiesene Konstruktion dieser Art. Auch der Dachstuhl nimmt mit dem Achsabstand der Sparren von 2 ½ Fuß Bezug auf das Achsmaß des Frieses. Im Gegensatz zum Zeustempel in Aizanoi wurden die Mitteljoche nicht erweitert, so dass das Raster konsequent eingehalten werden konnte. Sonderkonstruktionen - wie beim Zeustempel in Aizanoi - wurden beim Smintheion ganz vermieden. Vorbild für diesen mathematisch klaren Entwurfsansatz scheint der von Pytheos errichtete Athenatempel von Priene zu sein. Der Dachstuhl mit den Sparren ist 1.40 m oberhalb der Deckenkonstruktion mit den Kassetten angeordnet, so dass die lichte Höhe des Dachstuhls der Ringhalle oberhalb der Cellawände mit 2.65 m zu rekonstruieren ist. Auf diese Weise war der Dachstuhl auch im Bereich der Ringhalle in aufrechter Körperhaltung begehbar. Die erweiterte Ringhalle mit der entsprechenden Gebälk- und Dachkonstruktion ist nicht nur eine baukonstruktive und statische Besonderheit, sondern auch für den Kult von Bedeutung. Deren Untersuchung und Vergleich mit den anderen Pseudodipteroi stellt für die antike Architektur, insbesondere die Architektur des Hermogenes in Kleinasien, ein wichtiges Desiderat dar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Baukonstruktion und Bautechnik des Zeustempels von Aizanoi im Vergleich zu anderen Pseudodipteroi, Byzas 9, 2009, 509–525, Abb. 1-17 Tagungsbeitrag der Konferenz „Bautechnik im antiken und vorantiken Kleinasien“ vom 13.06. – 16.06.2007 im Deutschen Archäologischen Institut Istanbul
    Thekla Schulz
 
 

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