Detailseite
Das Bild der Religion in Russland: Bildungsprojekte und die Konstruktion der religiösen Toleranz: Vergleichende Diskursanalysen zur aktuellen Implementierung des Religionsunterrichts in Russland (2009-15)
Antragsteller
Dr. Vadim Zhdanov
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270761288
Lebhafte Debatten über die Implementierung des Religionsunterrichts werden in Russland seit über zehn Jahren in allen Schichten der Gesellschaft geführt. Nach einer Experimentierphase ab 2009 ist seit September 2012 Religionsunterricht in allen russischen Schulen obligatorisch. Diese Entwicklung ist von hoher religionspolitischer Brisanz, als jetzt das Thema 'Religion' die breite Bevölkerung oder zumindest jede Familie mit Schulkindern betrifft. Auch nichtreligiöse Menschen müssen sich nun gegenüber Religion positionieren.In dem hier beantragten Forschungsvorhaben sollen die aktuellen Debatten rund um den Religionsunterricht und dessen Implementierung genau untersucht werden. Das soll in enger Zusammenarbeit mit den Partnern von der Universität Wladimir geschehen, die das vorliegende diskursanalytisch ausgerichtete Vorhaben (mit eigenen Experteninterviews) durch empirische soziologische Untersuchungen ergänzen. Zwei Aspekte sind für das Forschungsvorhaben besonders wichtig: Zum einen soll die bislang in der Forschung nicht genügend berücksichtigte regionale Rezeption dieses Prozesses untersucht werden. Zum anderen sollen, über die bisherige Konzentration auf die russisch-orthodoxe Kirche hinausgehend, die bislang in der Forschung vernachlässigten religiösen Gemeinschaften der Muslime und Buddhisten in einer komparativen Perspektive und mit ihrem Bezug auf die Diskurse zur russisch-orthodoxen Kirche in den Blick genommen werden. In den Debatten um den Religionsunterricht geht es zum einen um Versuche der Herstellung religiöser Toleranz in einer religiös pluralen Gesellschaft (Normativität) und zum anderen um Ver- bzw. Entschärfung der konfessionellen bzw. säkularen Positionen von Akteuren (Positionalität) hinsichtlich des Beitrags des staatlichen Religionsunterrichts zur Ausbildung nationaler Identität und Erziehung der Bürger. Mit dem Fokus auf die Normativität und Positionalität sollen der staatliche, kirchliche und der allgemein gesellschaftliche Diskurs zum Religionsunterricht sowie zur Präsenz der orthodoxen Theologie an den staatlichen Bildungsanstalten analysiert werden.Das Forschungsvorhaben sucht durch eine breitere religionspolitische Kontextualisierung des Religionsunterrichts einen Beitrag zum besseren Verständnis der soziopolitischen Rolle, die Religion heute in der russischen Gesellschaft spielt, zu leisten. Von besonderem Interesse des Gesamtprojektes des Antragstellers und der Projektpartner in Wladimir ist die Frage, ob das Angebot 'Religion' ein 'top down'-Prozess ist, oder inwiefern dieses zugleich auf gesellschaftliche Nachfrage reagiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Russische Föderation
Partnerorganisation
Russian Foundation for Humanities (RFH)
Kooperationspartnerin
Natalia Markova, Ph.D.