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Dynastinnen und Bettelorden im spätmittelalterlichen Reich. Weibliche Frömmigkeit zwischen Hof, Stadt und Kloster (1250-1400)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270181773
 
Isabelle von Longchamp, Sancha von Neapel und Agnes von Böhmen können als bekannte Beispiele für eine Vielzahl dokumentierter Einzelfälle angeführt werden, die eine besondere Nähe zwischen (hoch-)adligen Frauen und den Mendikantenorden im spätmittelalterlichen Lateineuropa bezeugen. Die Bettelorden wirkten nämlich nicht nur in den expandierenden Städten, wie von der Forschung meist betont, sondern auch in den fernräumlichen Netzwerken der Adelswelt. Aufgrund der Ausstrahlung des Hochadels und seines beträchtlichen Handlungsvermögens hatte diese Verbindung zwischen Hof und Mendikanten Konsequenzen, die weit über den engeren Bereich der Frömmigkeitsgeschichte hinausweisen. Die mediävistische Erforschung des spätmittelalterlichen Reiches hat diesen Zusammenhang zwar ansatzweise erkannt, fokussierte jedoch bislang vorwiegend Ausnahmegestalten. Eine übergreifende, vergleichende Aufarbeitung dieses Phänomens steht aber noch aus. Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher, erstmals systematisch und komparatistisch die Intensität, Entwicklung und Folgen der Mendikantenfrömmigkeit hochadliger Frauen im spätmittelalterlichen Reich zwischen der Mitte des 13. und dem Ende des 14. Jahrhunderts zu bestimmen. Untersucht werden die weiblichen Mitglieder der drei bedeutendsten Dynastien im deutschen Reich - der Habsburger, Luxemburger und Wittelsbacher - in ihren Beziehungen zu den vier großen Bettelorden und zu verwandten Formen der vita religiosa. Eine Systematisierung des Forschungsgegenstandes erfolgt in vier Schwerpunktfeldern: Neben einem akteurszentrierten Blick und einem Fokus auf spezifisch mendikantisch geprägte Frömmigkeitsformen werden zum einen dezidiert Räume weiblichadliger Frömmigkeit und hierbei insbesondere die Interdependenzen zwischen Hof, Kloster und Stadt analysiert. Zum anderen werden die hochadligen Frauen innerhalb größerer Kommunikationsnetzwerke verortet, welche geistliche Akteure ebenso umfassten wie die weltlichen Mitglieder der Höfe. Eine solche, die Mittler, Verbreitungswege und Räume weiblicher Mendikantenfrömmigkeit erfassende Studie ist aus europäischer Perspektive dringend geboten. Sie wird eine schmerzliche Lücke innerhalb der internationalen Mendikantenforschung füllen und dazu beitragen, die zur Mitte des 13. Jahrhunderts einsetzende, intensive Hinwendung einflussreicher hochadliger Frauen zu den Bettelorden als eine bedeutende, wenngleich bislang unterschätzte gesamteuropäische Bewegung zu erkennen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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