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Führung in Organisationen als Determinante des Schweigens von Mitarbeitern zu moralischen Sachverhalten (FIDES II)

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Anja Strobel; Professor Dr. Jürgen Wegge
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269575522
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unmoralisches Verhalten z. B. durch Korruption, Verletzung von Arbeitssicherheitsstandards oder gesellschaftlich verantwortungsloses Handeln, kostet Wirtschaft und Gesellschaft jährlich Milliarden. Es wird daher intensiv diskutiert, wie man unmoralischem Verhalten in Organisationen am besten entgegenwirken kann. Die neuere Forschung hierzu belegt, dass das Verhalten von Führungskräften eine zentrale Einflussgröße darstellt, wobei neben moralischer Führung auch unmoralische Verhaltensweisen von Führungskräften zu analysieren sind, will man das komplexe Problem des Schweigens in Organisationen verstehen. In den Projekten FIDES I und II wurde daher ein neues, umfassendes Modell zur Wirkung moralisch gegensätzlicher Führungsformen (Authentische Führung vs. „Abusive Supervision“) im Hinblick auf das intentionale Schweigen von Mitarbeitern zu moralischen Sachverhalten in mehreren Studien empirisch überprüft. Das Modell berücksichtigt mehrere Mediatoren und Moderatoren auf verschiedenen Analyseebenen (Dyade, Gruppe) sowie für Organisationen wichtige Ergebnisvariablen (z.B. Indikatoren der Arbeitsmotivation), die mit dem Schweigen von Mitarbeitern zu moralischen Sachverhalten verknüpft sein sollten. Insgesamt konnten Daten von über 1000 Mitarbeitern und ihren Führungskräften aus verschiedenen Branchen gesammelt werden. Die vorliegenden Befunde stützen die Annahmen des Modells. Zukünftige Forschung sollte die längsschnittlichen Annahmen des FIDES-Modells aufgreifen und kann dieses Modell noch gezielt erweitern. Dabei könnte die spezifische Wirkung der Authentischen Führung und Abusive Supervision im Vergleich zu anderen etablierten (un)moralischen Führungsverhaltensweisen Betrachtung finden. Zudem sollten auch die Antezedenzien (un)moralischer Führung, speziell auf Seiten der Führungskräfte, genauer analysiert werden. Zur validen Erfassung von Verhalten in moralisch problematischen Situationen wurde zudem ein neuer Situational Judgment Test (SJT) entwickelt. Mit einem SJT können kontextuell reichhaltige, praktische Situationen und verschiedene Handlungsoptionen simuliert werden, was sich insbesondere für ein komplexes Merkmal wie Verhalten in moralisch problematischen Situationen anbietet. In mehreren Studien wurden Situationsbeschreibungen (Itemstämme) und Antwortoptionen empirisch gewonnen und kategorisiert. Die Bestimmung der Angemessenheit der Antwortoptionen (Effektivitätsbestimmung) erfolgte in zwei Studien über Korrelationsanalysen mit den Außenkriterien Voice, Moral Courage und Silence. Aktuell liegt ein aus zehn Items bestehender Testentwurf vor, der in einer weiteren Studie geprüft und validiert wurde und als Basis zur Weiterentwicklung des Verfahrens genutzt wird.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018). Authentische Führung – Entwicklung und Validierung einer modifizierten deutschen Fassung des Authentic Leadership Inventory von Neider und Schriesheim (2011). Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 62, 142-160
    Franke-Bartholdt, L., Frömmer, D., Wegge, J. & Strobel, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1026/0932-4089/a000268)
  • (2019, September). Development of a Situational Judgment Test assessing behavior in morally relevant situations. Vortrag auf der 15. Conference on Personality and Psychological Assessment (DPPD), Dresden
    Reineboth, M., Franke-Bartholdt, L., Wegge, J., & Strobel, A.
 
 

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