Bewertung der Komplexität von Entwicklungsprojekten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die zunehmende Komplexität im Kontext der Produktentwicklung stellt produzierende Unternehmen kontinuierlich vor Herausforderungen. Die Beherrschung dieser Komplexität stellt eine wesentliche Grundlage zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dar. Eine ganzheitliche Bewertung der Komplexität von Entwicklungsprojekten leistet daher einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Ziel des Forschungsvorhabens war die Entwicklung eines Bewertungsmodells, welches in der frühen Planungsphase eines Entwicklungsprojekts die Identifikation und Bewertung von Komplexitätstreibern zur gezielten Steuerung der Komplexität ermöglicht. Übergeordnetes Ziel ist es dabei, einen Fit zwischen der Projektkomplexität und der Systemkomplexität im Sinne von ASHBY’s Law herzustellen. Zur Erreichung dieses Ziels wurde im Projektverlauf zunächst ein komplexitätsorientiertes Beschreibungsmodell für das Entwicklungsprojektumfeld entwickelt. Aufbauend auf einer Analyse der Auswirkungen von Komplexität wurden Einflussfaktoren auf die Komplexität von Entwicklungsprojekten ermittelt. Die ermittelten Einflussfaktoren wurden anschließend mit Hilfe einer Klassifikation strukturiert. Dabei wurden sie hinsichtlich ihrer Beeinflussbarkeit und ihrer Wirkungsart auf die Komplexität von Entwicklungsprojekten untersucht. Im Rahmen einer Fragebogenstudie wurden die ermittelten Einflussfaktoren validiert. Schließlich wurden die Einflussfaktoren hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen untersucht. Die Analyse der gegenseitigen Einflussnahme wurde durch eine Modellierung in Wirknetzen unterstützt. Aufbauend auf den Ergebnissen wurde schließlich ein Bewertungsmodell bestehend aus drei Teilmodellen entwickelt, welches die Messung, Bewertung, Visualisierung und Steuerung von Komplexität in Entwicklungsprojekten ermöglicht. Durch den ressourcenbasierten Ansatz kann eine Angleichung der Komplexität von Projekt und Systemumgebung durch eine gezielte Beeinflussung steuerbarer Faktoren erreicht werden. Die Entwicklung der Modelle wurde im Projektverlauf durch Expertengespräche und Workshops mit Partnerunternehmen begleitet. Zur Validierung wurden die entwickelten Software-Tools verwendet. Anhand von Daten aus realen Entwicklungsprojekten konnte die Anwendbarkeit der Modelle überprüft werden. Im Projektverlauf wurden zudem Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsarbeiten identifiziert. Insbesondere die Erweiterung der entwickelten Modelle auf eine Multiprojektumgebung bietet entsprechende Potenziale. Weitere Forschungsaktivitäten sind im facettenreichen Themengebiet des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 denkbar. Die Auswirkungen der Trends und neuen Technologien in diesem Kontext auf das Komplexitätsmanagement sind bislang nicht wissenschaftlich untersucht worden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Approach to evaluate complexity in new product development projects. In: 2016 International Conference on Complex Systems in Business, Administration, Science and Engineering, New Forest, UK, 1. – 3. Juni 2016, S. 573-583
Schuh, G., Riesener, M., Mattern, C.
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.2495/DNE-V11-N4-573-583) - Conceptual framework for evaluation of complexity in new product development projects. In: 2016 IEEE International Conference on Industrial Technology (ICIT), Taipei, Taiwan, 14. – 17- März 2016, S. 1022 – 1027
Schuh, G., Rudolf, S., Mattern, C.
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1109/ICIT.2016.7474894) - Measurement of Organizational Complexity in Product Development Projects. In: PICMET ’16 Portland International Center for Management of Engineering Proceedings – Technology Management for Social Innovation, Honolulu, Hawaii, USA, 4. - 8. September 2016, IEEE, S. 2455 – 2459
Rebentisch, E., Schuh, G., Sinha, K., Rudolf, S., Riesener, M., Mattern, C., Stracke, F.
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1109/PICMET.2016.7806622) - Method for the Evaluation and Adaptation of New Product Development Project Complexity, Procedia CIRP, Volume 60, 2017, Pages 338-343
Schuh, G.; Rebentisch, E.; Riesener, M.; Mattern, C.; Fey, P.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.procir.2017.01.029)